Um 5 Uhr morgens aufstehen und glücklicher, gesünder und erfolgreicher sein? Das klingt für alle Nachteulen unter uns nach einer großen Lüge.
Aber was Robin Sharma mit seinem 5 AM Club in die Businesswelt eingeführt hat, ist in anderen Kulturen viel mehr verwurzelt als in unserer. In Australien zum Beispiel, einem Land, in dem die Temperaturen in den frühen Morgenstunden bereits 35 Grad erreichen können, will niemand mit dem Laptop gemütlich in der Mittagshitze brutzeln, von den gesundheitlichen Risiken mal ganz abgesehen. Hier passiert ein Hauptteil der Arbeit bereits am frühen Morgen. Produktivitätsgenies wie Apple Chef Tim Cook oder Vogue Chefredakteurin Anna Wintour schwören ebenfalls darauf, früh aufzustehen und mit einem Vorsprung in den Tag zu starten.
Sollten wir alle unseren inneren Schweinehund überwinden und um 5 Uhr morgens aufstehen? Auch wenn uns konstant eingetrichtert wird, dasss das frühe Aufstehen die einzige Lösung aller Produktivitätsprobleme ist, funktioniert das Frühaufstehertum trotzdem nicht für jedermann. Studien haben herausgefunden, dass Frühaufstehen vor allem dann deine Produktivität steigert, wenn die Spitze deiner ganz persönlichen Produktivitätskurve tatsächlich auch am Morgen liegt. Um das herauszufinden, schlage ich dir vor, einfach selbst mit deiner Morgenroutine zu experiementieren. Solltest du herausfinden, dass um 5 Uhr aufstehen einfach nichts für dich ist, kannst du danach wieder gemütlich liegen bleiben.
Dein Morgenmensch-Experiment
Wenn du ungeduldig bist und direkt wissen möchtest, was du daraus lernen kannst, überspringe einfach diese Anleitung.
Anders als die meisten Menschen denken, wird man nicht unbedingt als Morgenmensch geboren, man kann sich das Morgenmensch-Sein bis zu einem gewissen Maße antrainieren. Ob man das muss, sei natürlich absolut dahin gestellt. Aber wenn du bereit bist, es selbst auszuprobieren, empfehle ich dir folgende Schritte:
Für das beste Ergebnis empfehle ich, das Experiment auch am Wochenende durchzuführen. Wenn du dir sicher bist, dass das nicht klappen wird, ist unter der Woche natürlich gut genug.
Schritt #1: Stell deinen Wecker auf 5.00 Uhr, jeden Tag. Stell dir mindestens einen Wecker, vor allem für die erste Woche.
Schritt #2: Überleg dir, was du mit deiner neu gewonnenen Zeit am Morgen tun möchtest. Willst du direkt mit Arbeit anfangen? Alternativ kannst du die erste Stunde des Tages für ein Workout nutzen oder eine Sprache lerne. Wähle etwas aus, das dir ein gutes Gefühl geben wird.
Schritt #3: Früh ins Bett gehen. Natürlich bringst es nichts, einfach früher aufzustehen. Dann bist du am Ende müde, unausgeruht und launisch. Achte darauf, dass du trotzdem deine 7 Stunden Schlaf bekommst
Warum Routine wichtig ist
Laut aktuellen Studien triffst du über den Tag verteilt etwa 35,000 Entscheidungen. Angenommen du schläfst 7 Stunden am Tag, sind das 2000 Entscheidungen pro Stunde, ziemlich viel für dein Gehirn. Im Laufe deines Lebens hast du dir bereits eine Vielzahl an Routinen angeeignet, über die du gar nicht mehr nachdenkst. Ob du deine Zähne vor oder nach dem Frühstück putzt, Kaffee machen, der Weg zur Arbeit, all diese Prozesse haben sich mit der Zeit zu Routinen entwickelt. Das Schöne an einer Routine? Du musst keine Entscheidung treffen. Je mehr Routine du in deinen Alltag integrierst, desto freier ist dein Gehirn, sich mit anderen, wichtigeren Themen zu beschäftigen. Je weniger deiner Ressourcen du an unwichtige Entscheidungen verschwendest, wie zum Beispiel die Farbe deines Hemdes oder welches Müsli du zum Frühstück essen sollst, desto mehr Kraft und Vitalität hast du für die wirklich wichtigen Entscheidungen.
Steve Jobs besaß deswegen ein ganzes Set an gleich aussehenden T-Shirts. Soweit musst du gar nicht gehen, aber du kannst deine Morgenroutine bereits in wenigen Schritten entschieden verbessern:
Plane deinen Morgen bereits am Abend vorher. Was wirst du anziehen, was wirst du frühstücken und welche Aufgaben müssen erledigt werden?
Hab eine to-do-Liste bereit, die dich direkt in den neuen Tag starten lässt. Wenn du am Morgen erst einmal planen musst, verschwendest du wichtige Zeit, die du besser nutzen kannst.
Plane dein Workout am Abend vorher. Wenn du verschlafen im Fitnessstudio ankommst, wird es dir schwer fallen, dich für gute Übungen zu entscheiden und dich zu pushen. Alternativ kann dir ein Personal Trainer dabei helfen, deine Workouts optimal zu strukturieren.
Warum du morgens mehr schaffst
Was unterbricht normalerweise deinen Workflow über den Tag? Vielleicht sind es Meetings, Emails und Notfications, ein Mitarbeiter, der um Rat fragt oder der Praktikant, der mit Aufgaben versorgt werden muss. Wenn du um 5 Uhr aufstehst, stört dich niemand mit den üblichen Problemen, stattdessen hast du Zeit ganz für dich alleine in deinem Tempo an deinen Aufgaben zu arbeiten. Nutze die Morgenstunden für wichtige Aufgaben, die volle Inbox kann warten, bis alle anderen auch wach sind.
Mit dem Erledigen von wichtigen Aufgaben kommt auch ein Gefühl von Überlegenheit. Wenn der Rest der Welt langsam ihre Plätze am Schreibtisch einnimmt, warst du schon laufen und hast die Hälfte deiner to-do-Liste erledigt. Was sich die ersten paar Tage einfach nur wahnsinnig gut anfühlt, wird auf Dauer zu einer Gewohnheit, die deine Produktivität steigert und dich nach vorne bringt. Vorm ersten Mittagstief kannst du bereits fast schon wieder nach Hause gehen.
Ein weiterer Vorteil: Du musst dich nicht hetzen. Den Alltag ein wenig zu entschleunigen und dir für deine Aufgaben am Morgen wirklich Zeit nehmen zu können, ist wahnsinnig wichtig. Du schaffst es, mit Zeit und Ruhe an Aufgaben heranzugehen, die dir wirklich wichtig sind und gleichzeitig komplett ohne Störungen von außen zu arbeiten.
Tipp: Schau dir deine Aufgaben für den heutigen Tag an. Wenn du heute nur eine einzige Aufgabe schaffen würdest, welche der Aufgaben würde dir trotzdem das Gefühl geben, heute etwas erreicht zu haben? Fange mit dieser Aufgabe an.
Entwickle Disziplin
Jeden Morgen um 5 Uhr aufstehen, das schafft dauerhaft nicht jeder. Es erfordert ein Maß an Disziplin und Willenskraft, das dir auch in anderen Bereichen weiterhelfen wird. Disziplin ist vor allem dann notwendig, wenn deine eigentliche Motivation nachlässt. Sie hilft dir, langweilige, organisatorische Aufgaben zu erledigen und auch in längeren Stressphasen den Antrieb nicht zu verlieren. Die wenigsten von uns schreiben gerne Steuererklärungen, bezahlen Rechnungen oder bringen gerne den Müll raus, aber je weniger Zeit du mit solchen Aufgaben verschwendest, desto besser. Und selbst wenn du drei Stunden blöd auf deine Steuererklärung starrst, erledigt werden muss sie am Ende eben doch.
Disziplin ist wie ein Muskel, der immer wieder trainiert werden muss. Jeden Morgen, wenn du eigentlich lieber im Bett liegen bleiben willst und dich trotzdem zum Aufstehen aufraffst, erteilst du dir selbst eine wichtige Lektion in Sachen Selbstdisziplin. Gleichzeitig startest du deinen Tag mit etwas, worauf du stolz sein kannst. Du hast es schon wieder geschafft! Und du tust es für dich selbst, für niemand anderen.
Mehr Zeit für dein Privatleben!
Wenn du mehr am Morgen erledigst, hast du später mehr Zeit für dein Privatleben und deine Familie. Wie sich das in deinen Arbeitsalltag integrieren lässt, hängt natürlich davon ab, wie flexibel du deine Arbeitszeiten gestalten kannst. Wenn du dir deine Arbeitszeiten flexibel einteilen kannst, kann es ein großer Vorteil sein, um 5 Uhr morgens aufzustehen und früh im Büro zu starten. Denn das heißt natürlich auch, früh fertig zu sein. Du hast den Vorteil eines absolut leeren Büros und angenehmer Stille, während du die wichtigsten Aufgaben bereits vom Schreibtisch hast und kannst am Nachmittag früher nach Hause gehen. Wenn du weniger flexibel bist, kannst du stattdessen aber auch den Vormittag nutzen, um etwas Neues zu lernen, einem Hobby nach zu gehen oder vielleicht sogar Zeit mit Freunden oder dem Partner zu verbringen.
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