I see you in Amerika
Das Jahr 2020 ist für die Kunst wohl gelaufen. Wenn man auf die Liste der internationalen Kunstmessen schaut dann schrumpft diese täglich. Das letzte Opfer ist die Londoner Kunstmesse Frieze deren Durchführung Anfang Oktober geplant war. Die Frieze Art Fair und Frieze Masters sind mit 60.000 Besuchern Schwergewichte der Kunstszene. Die größte Kunstmesse der Welt, die Art Basel, hat erst auf September 2020 verschoben und plant nun einen Neustart für den Juni 2021. MiArt Art Now in Mailand, international bekannt geworden mit ihrem Fokus auf Fotografie und Bewegtbilder, drehte den Spieß um und kündigte mit Beginn 11. September eine dreitägige MiArt „exklusive online“ an. Zwei VIP-Tagen stehen dabei als Vorlauf im Programm. Derzeit zeigt die Homepage der MiArt Art Now eine alphabetische Liste der beitragenden Galleristen und verlinkt auf deren Webauftritte. Es ist ein weiter Weg um sich als Plattform der Immersionskunst zu etablieren. Der Begriff „Immersive Art“ existiert für online Kunst die mehr bietet als Webseiten und Videos. Er steht auch für durch Avatare begehbare Welten. Es gibt erste Erfahrungsträger die den Sprung in Richtung Avatarkunst machten und weitere Sprünge in die Immersionskunst stehen an.
Immaginima
Ein immersiver Name, „made in Italy,“ könnte den Sprung ins neue Kunstzeitalter beflügeln. Italien ist das Land welches man mit dem Begriff „Biennale“ verbindet. Wir alle wissen es handelt sich um die Biennale di Venezia. Die meisten Leser werden indes kaum wissen wie die Kunstschau startete. Venedig war im Vergleich zu den großen Kunstschauen dieser Zeit, wie dem Salon de Paris, klein, sie startete jedoch mit einem Eklat, sie zeigte ein Werk von Giacomo Grosso, „Il supremo convegno,“ 1895. Kardinal Giuseppe Sarto, der später zum Papst Pius X gekrönt wurde verbat Priestern das Werk zu besichtigen. Vielleicht war es pre-immersive? Eine MiaMerse könnte den Weg „pure digital immersive“ mit einem Paukenschlag in die Immersivität öffnen.
IMMERSIVENESS
Immersiveness wurde zu einem Schlagwort, vergleichbar dem Wort Information, deshalb benötigt es eine Lenkfunktion soll es im Kunstgeschehen denn Verwendung finden. Wikipedia spricht bei der Definition des Begriffs von der Qualität der Immersion und der Eintauchtiefe in die virtuelle Realität.
Die Santorini Biennale hat über das Biennale Institute drei Stufen in ihrer Sektion IMMERSIVIA in Vor-Corona Zeiten ausgearbeitet: Immersivität, Interaktivität und Avatar Nutzung (Awareness). Im Jahre 2016 wurde mit dem Surreal Cube zum zweiten Mal Immersionskunst auf Santorini gezeigt bevor in 2018 die 1Biennale als Immersionsschau hinzutrat. Nichtsdestotrotz ist, wenn es um Zahlen in der Digitalkunst geht, die WRONG Biennale nicht zu toppen. THE WRONG Biennale präsentierte im Jahre 2019/2020 über 2.300 Künstler über das Internet. Aber Zahlen allein machen nicht Kunst.
Was macht digitale Kunst zu Immersionskunst? Kunst wird zum Bestandteil unserer digitalen Existenz, in anderen Worten sie wächst mit uns. Künstler und Kunstnutzer interagieren im digitalen Werk und treten ein in eine kombinierte Existenz. Computer sind nicht nur als PCs mit angeschlossenem Bildschirm zu sehen. Wir sprechen von interaktiven Apps, wie THE FAKED, von VR-Brillen die als Head-Mounted-Displays zur Anwendung kommen und von Breitenwirkungen wie sie durch die Freigabe der Cardboard-Technologie von Google für Bereiche der Bildung mittels Systeme der virtuellen Realität entstehen. Begehbare Welten in denen Avatare die Kunstwelten erforschen gibt es zur Genüge.
Museo del Metaverso
Beim Namen Museo del Metaverso reisen die Gedanken unweigerlich nach Rom, wenn man aber weiter nachforscht dann kommt auch nach Konstantinopel, der Stadt die wir heute als Istanbul kennen. Im Museum des Metaversums treffen Kulturen zusammen. Elif Ayiter entwarf es im Jahr 2015 und Rosanna Galvani wurde erste Kuratorin des MdM. Elif Ayiter ist Professorin für Design an der Sabanci Universität in Istanbul und eine Pionierin der Digitalkunst. Rosanna Galvani ist eine Italienische Kuratorin deren Mission ist Kunst und Künstler im MdM zu präsentieren. Immersive Kunst steht nie still, ist eine permanente Suche, ein Schritt in neue Dimensionen. Elif Ayiter war sich dieser Anforderungen bewusst als sie das Projekt übernahm. Keine Begrenzungen aber auch eine einfache Nutzung, Kriterien die es galt zusammenzubringen. Das Museo del Metaverson soll Künstlern mit den unterschiedlichsten Zielsetzungen eine Heimat bieten. Eine Heimat die gänzlich virtuell bleibt?
Ich erinnere mich an eine Ausstellung gezeigt im Universalmuseum Joanneum in Graz im Jahre 2002 genannt „In Seach of Balkania“ wo die Kuratoren Roger Conover, Eda Cufer und Peter Weibel schrieben:
„If on one level In Search of Balkania is a rendez-vous with a dented landscape full of used parts and accidental art, where the real still matters and storefront windows resemble surrealist displays, on another level it is a virtual encounter with a symbolic geography that will be the 21st century’s most important fold: where East meets West, where Occident becomes Orient, and where none of the old lines and myths about identity, self, nation, and other hold. Indeed, if this exhibition presents a picture different from any picture previously shown in Europe of the Balkans, it is that there is nothing in Europe but the Balkans. Balkania is not a world unto itself, but a mirror onto all selves. To recognize the Balkans is to recognize features and syndromes out of which cities, wars, experiments, ideas and visions are composed.“
Den Orignaltext übersetzt durch Google:
„Wenn auf der Suche nach Balkanien auf einer Ebene ein Rendezvous mit einer verbeulten Landschaft voller gebrauchter Teile und zufälliger Kunst ist, in der das Reale noch wichtig ist und Schaufenster surrealistischen Darstellungen ähneln, ist es auf einer anderen Ebene eine virtuelle Begegnung mit einer symbolischen Geographie Das wird die wichtigste Falte des 21. Jahrhunderts sein: Wo Ost auf West trifft, wo Okzident Orient wird und wo keine der alten Linien und Mythen über Identität, Selbst, Nation und andere Bestand hat. In der Tat, wenn diese Ausstellung ein anderes Bild zeigt als jedes Bild, das zuvor in Europa vom Balkan gezeigt wurde, ist, dass es in Europa nichts als den Balkan gibt. Balkanien ist keine Welt für sich, sondern ein Spiegel für sich selbst. Den Balkan zu erkennen bedeutet, Merkmale und Syndrome zu erkennen, aus denen Städte, Kriege, Experimente, Ideen und Visionen werden komponiert. „
Balkania existiert nicht. Es war als der Name für einen Staat vorgeschlagen aber letztlich entstanden drei separate Staaten: Serbien, Kosovo und Montenegro.
Digital Anthropocene
Unsere Welt ändert sich dramatisch, dabei ist Kunst der Motor und wird es immer bleiben. Es gibt kein Leben außerhalb der Algorithmen, fernab von digitalen Werkzeugen. Diese Einsicht entsteht global, sie ist atemraubend und beängstigend zugleich.
Bin ich positiv, bin ich negativ? „Wir teilen es Dir innerhalb von 24 Stunden mit, halte Dein Smartphone am Körper. Bleib nun zu Hause bis es piept. Arbeite Digital.“ Das bringt uns zu der Frage, „Welche Kunstmesse wird es zum Pionier der Immersionskunst machen?“
MiArt Art Now hat das Potential um die Kunstwelt auf den Kopf zu stellen. Ein Weckruf muss laut sein, er muss weltweit gehört werden um Werke anzuziehen. Mailand ist eine Design- und Kunstmetropole, eine der Top-Adressen. Auf der anderen Seite kann ein „Werkruf“ in der heutigen Zeit von jedem Platz der Welt zu jedem Zeitpunkt erfolgen. Corona ist nicht ein Wirbelsturm der vorübergeht und dann ist wieder alles normal. Der alte Werkbegriff gilt nicht mehr.
Corona ist Rot, Amerika ist Blau.
Corona ist rot, nicht blau oder grün. Corona ist ein Alarmzeichen, ein Game Changer. Viele die ihr Homeoffice als eine Übergangslösung sehen werden eines Besseren belehrt werden, denn unser Leben wird permanent digital. Ein digitaler Spiegel kann als eine treffende Bezeichnung gelten, wenn man nicht gleich in das Reich der Science Fiction abdriften will und Avatare als eine Identität schaffende Identity betrachten will. Der Technologiekonzern Space X verspricht über erdnahe Satelliten für Nord Amerika für Ende 2020 eine Datenabstrahlung mit über 1 GByte/Sek bei einer Latenz von 25 Millisekunden. Ein Jahr später soll das Starlink genannte Projekt weltweit operational sein. Dann ist Internet global und ländliche Räume werden boomen. Bei der Politik scheint das noch nicht angekommen zu sein. Forderungen nach Abdeckung und Subventionierung der „Letzen Meile“ klingen gut, sind aber wenn Starlink mit einem genehmigten Schwarm von 42.000 Satelliten operiert für den globalen Wettbewerb kein Unterscheidungsmerkmal.
Das Rennen um die schönsten Plätze auf dem Globus hat bereits begonnen. In der Sand Bibel wird dieser Prozess wie folgt beschrieben, „… where life is running like a steady flow of bit coins running down the Crater Lake in Oregon.“ Der Crater See in Oregon ist einer der saubersten Gewässer der Welt, voll von Mythen und Sagen, er liegt weit ab von den Hotspots. Die großen Spieler in USA wie Google, Facebook, Apple bereiten sich auf den disruptiven Umbruch in der Arbeitswelt vor. Twitter erwartet von keinem seiner 5,000 Mitarbeiter jemals wieder an die angestammten Büroarbeitsplätze zurückzukehren. Ein starkes Signal, in der Tat eine Immersion in die digitale Realität nach Corona.
AMERIKA I C U
I C U (I see you) in Amerika ist eine gelebte Immersion. „I C U“ ist ein Ruf der Kunst, ein surrealer Ruf, der aber auch eine tiefere Botschaft innehat, ähnlich wie „In Search of Balkania.“ Amerika ist eine Gemeinde in Deutschland. Amerika hat ein Ortschild, eine Postleitzahl. Amerika hat eine Bahnstation. Amerika ist einfach wunderbar. Was macht Amerika „so wunderbar?“ Amerika ist der Deutsche Name für die Vereinigten Staaten von Amerika, was natürlich kaum ein Amerikaner weiß, oder doch? Jeder Rammstein Fan weiß es und es gibt viele davon in den USA. Die Zeitung „Die Welt“ schreibt, „Rammstein ist das Hochamt für deutsche Sprache“ und Amerikaner lernen Deutsch nur wegen Rammstein um Sätze wie diese zu verstehen: „We’re all living in Amerika. Amerika ist wunderbar.“
Zeit für Kunst in Amerika. Amerkia.ICU
Über ICU in Amerika
Der Ruf nach Amerika kommt von der Leipzig.Art und er startet jetzt für die Biennale 2022. Mehr auf Amerika.ICU
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