Krankheitserreger im Wasser können besonders Ersthelfer*innen in Notfalleinsätzen zum Verhängnis werden. Um diese besser zu schützen und um Notfallsituationen besser bewältigen zu können, entwickelt ein Konsortium um das Fraunhofer IAO Technologien und Verfahren, die eine bessere Kontrolle ermöglichen und Risiken minimieren sollen. Das Projekt »PathoCERT« wird im Rahmen des Programms »Horizont 2020« von der Europäischen Union gefördert.
Hochwasser oder Überschwemmungen stellen für Rettungs- und Einsatzkräfte nicht nur eine technische Herausforderung dar, sondern bergen auch gesundheitliche Gefahren. Bakterien, bestimmte Einzeller und Mehrzeller, aber auch Viren, Sporen und Pilze können selbst bei niedrigen Temperaturen infektiös bleiben oder sich sogar vermehren.
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt: Echtzeiterkennung von Erregern
Eine Möglichkeit, Menschen vor Infektionen über Wasser zu schützen, ist eine entsprechende Schutzkleidung. Noch effektiver wäre es aber, genau zu wissen, mit welchen Erregern man es überhaupt im jeweiligen Einsatzfall zu tun hat, um diese gezielt abwehren zu können. Genau dafür entwickelt das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO gemeinsam mit 23 Partnern aus der Europäischen Union sowie Südkorea im dreijährigen Projekt »Pathogen Contamination Emergency Response Technologies« (PathoCERT) Lösungen. Ziel ist es, anhand von neuen Technologien Gefahren durch Erreger im Wasser schnell und zuverlässig zu erkennen und durch die Verknüpfung aller relevanten Informationen Maßnahmen zur Bewältigung der Gefahren einleiten zu können. Denkbare Unterstützungslösungen sind beispielsweise sensorgestützte Handschuhe, die in Echtzeit z.B. Erreger erkennen und direkt zur Auswertung an eine entsprechende Stelle weiterleiten können oder eine Smartwatch, eine haptische Weste oder andere so genannte Wearables, also tragbare Computersysteme, die Einsatzkräften durch visuelle oder haptische Rückmeldungen wichtige Informationen übermitteln zu können, ohne sie zu sehr abzulenken.
Technologien sind nur nützlich, wenn sie auch einfach nutzbar sind
Damit sich die PathoCERT-Technologien »im Feldeinsatz« bewähren, werden die am Projekt beteiligten Ersthelfer*innen während des gesamten Entwicklungsprozesses aktiv miteinbezogen. Ihr Feedback fließt in Form von Interviews, Persona, Context of Use-Analysen, Coginitive Walktroughs, Fokusgruppen und Usability Tests in die Entwicklung ein. Die PathoCERT-Technologien werden zudem in fünf Pilotstudien in Spanien, den Niederlanden, Zypern, Griechenland und Bulgarien in der Praxis erprobt. Projektkoordinator Prof. Christos Panayiotou des KIOS Research and Innovation Center of Excellence der Universität von Zypern betont: »Mit dem PathoCERT-Projekt haben wir die großartige Chance, neue und innovative Instrumente zu schaffen, die Einsatzkräften bei ihrem Kampf gegen Wasserverunreinigungen wertvolle Hilfe und zugleich Schutz bieten können«.
Der Fokus des Fraunhofer IAO im Projekt liegt auf dem »User Centered«-Ansatz. Dabei geht es darum, von Anfang an die Nutzer*innen im Blick zu haben, für welche die Technologien entwickelt werden: Welche Anforderungen haben diese? Wie muss eine intelligente, einfach zu bedienende Nutzungsschnittstelle für Smartphones, Smartwatches, tragbaren Textilien aussehen? Wie kann man anhand von Virtual oder Augmented Reality anschauliche Schritt-für-Schritt-Anweisungen umsetzen?
Alle Informationen an einem Ort und per KI auswertbar
Neben der Entwicklung von neuartigen Sensortechnologien, die es ermöglichen sollen, Wasserverunreinigungen innerhalb von wenigen Minuten zu erkennen sowie den bereits erwähnten tragbaren Sensoren, die bei Berührung vor verunreinigtem Wasser warnen, möchte das Projektkonsortium weitere Ziele umsetzen. So soll es gelingen, mittels Satellitenbildern und autonomen Drohnen, die Wasserproben entnehmen können, die Wasserqualität zu analysieren. Desweiteren ist geplant, Instrumente zu entwickeln, die über soziale Medien Informationen von »menschlichen Sensoren« erhalten und um die Ersthelfer*innen im Falle von Kontaminationsereignissen in einer städtischen Umgebung zu unterstützen. KI-basierte Technologien sollen zudem dabei helfen, anhand von Daten Risiken zu bewerten und Entwicklungen vorherzusagen. Übergeordnetes Ziel ist es, ein integriertes System zu schaffen, welches das Kontrollzentrum und die Ersthelfer*innen vor Ort verbindet und alle relevanten Informationen zusammenbringt.
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