Ein Vierteljahr in Marokko im Frühjahr 2021. Geht das?
Diese Frage habe ich mir wirklich intensiv vor meinem Abflug nach Marokko im Dezember 2020 gestellt. Im Gegensatz zu meinen Befürchtungen verlief dieses Vierteljahr allerdings sehr angenehm und vor allem weitgehend maskenfrei. Dazu später mehr.
Ende November 2020 hatte ich (seit längerem auf Mallorca lebend) für den 31. Dezember 2020 einen Flug gebucht von Palma – Barcelona mit Ryanair für acht €. Am Nachmittag sollte es nach nur 120min Umsteigezeit von Barcelona nach Tanger weitergehen. Für diesen Anschlußflug hatte ich über ein Buchungsportal rund 45€ bezahlt. Während der Flug mit der halbvollen Ryanair noch recht entspannt ablief, war das zwangsweise Anstehen auf dem riesigen, aber menschenleeren Airport Barcelona am Check-In Schalter der RAM durchaus mühsam und zeitaufwendig. Dort wurde der PCR-Test erstmalig emsig beäugt.
Offensichtlich war ich der einzige Europäer an Bord der ausgebuchten Boeing 737-800 der Royal Air Maroc. Immerhin gab es während des Fluges ein kleines Fläschchen Wasser und ein Sandwich. Nach 95min Flugzeit erreichte das Flugzeug dann pünktlich um 18 Uhr den weitgehend verwaisten Flughafen Tanger (TNG) im Norden von Marokko. Die meisten Passagiere blieben an Bord und warteten auf den Weiterflug nach Casablanca.
Passkontrolle in Marokko problemfrei und schnell.
Die Passkontrolle verlief recht flink, dem für Marokko obligatorischen PCR-TEST wurde viel Aufmerksamkeit gewidmet und er wurde einkassiert. Die Maske konnte da schon mal runterrutschen, es hat sich niemand besonders drum geschert. Im Flughafengebäude war überall das international übliche Masken Zeichen zu sehen.
Freunde hat mich am Flughafen Tanger abgeholt – natürlich ohne Masken. So sind wir zunächst einmal in ein Restaurant gefahren und haben gemeinsam einen leckeren Salat gegessen. Zu meiner großen Freude war das Herumlaufen und Restaurants besuchen überall ohne Maske möglich. Ein schöner Kontrast zu meinem halben Jahr auf Mallorca.
Silvester 2020. Ein Tag wie jeder andere.
Der in Deutschland doch sehr intensiv gefeierte letzte Tag eines Jahres ist in Marokko überraschend fad verlaufen. Das mag auch damit zusammenhängen, dass die Marokkaner zwei Kalender kennen, den islamischen (z.Zt. wohl im 1399. Jahr) und den westlichen Kalender. Wir haben dann im Kreise der Freunde gemeinsam gegessen, um 23h schliefen wir artig …
Im TGV geht’s schnell in Richtung Süden.
Am nächsten Tag habe ich Tanger verlassen und bin mit einem französischen TGV in nur 45min in das 200 km entfernte Kenitra am Atlantik gereist. Während es im Norden von Marokko noch sonnig und schön war, regnete es in Kenitra dann quasi aus Bindfäden. Immerhin: mit etwa 15°C war es nicht sehr kalt. Der Regen war nicht weiter schlimm, ich habe als erstes dort in der recht hübschen Innenstadt in einem netten Cafe einen frisch zubereiteten Obstsalat verspeist und dabei dem trotz des mäßigen Wetters dem geschäftigen Treiben der Menschen dieser sympathischen Stadt zugeschaut.
Die Bevölkerung bewegt sich überwiegend maskenfrei.
Auch im Atlantikstädtchen Kenitra ist mir aufgefallen, dass nahezu 90% der Bevölkerung keine Maske trug, sondern allenfalls die Maske alibihalber über das Kinn gezogen hatte.
Ich ließ dabei gedankenverloren noch ein Telefonat mit dem marokkanischen Fremdenverkehrsamt in Düsseldorf Anfang Dezember 2020 Revue passieren: die Dame dort am Telefon hatte mir gesagt, dass in Marokko die Corona-Maßnahmen sehr strikt wahrgenommen werden und die Bevölkerung konsequent mit Maske unterwegs sei… Einmal mehr ist die Wahrheit sehr anders, wie das offizielle Narrativ!
Traumhaft schönes Stranddorf Mehdya Plage.
Am Spätnachmittag traf ich dann Freunde, die in dem sehr hübschen Stranddorf „Mehdya Plage“ wohnen und bin dort eine Nacht geblieben. Zum Glück schien am nächsten Tag die Sonne und ein Strandspaziergang bei angenehmen 17° Grad hat dann für den Vortags-Regen mehr als entschädigt. Der Sandstrand ist endlos lang und – zumindest am 2. Januar 2021 verwaist. Ein Genuss für die Sinne in der Sonne.
Am späten Nachmittag habe ich mich dann erneut auf Reisen begeben und wieder in einen Zug gestiegen. Es ging dann in das rund 200 km entfernte Fes. Während der Schnellzug TGV nur die Küstenlinie Tanger – Kenitra – Rabat – Casablanca verbindet, fahren recht flott fahrende D-Züge im Stundentakt durch Marokko. Die großen Städte des Landes im Westen und Norden von Marokko sind sehr gut mit der Bahn erschlossen und es geht mit raschen 160km/h von Stadt zu Stadt. Man kann im Osten des Landes in Nador in den Zug steigen und dann theoretisch durchfahren bis ins rund 1.200km entfernte Marrakesch. Bahnreisende sind so theoretisch 12 oder 13 Stunden unterwegs und passieren unter anderen die Königsstädte Fes, Rabat und das Wirtschaftszentrum Marokkos, die Atlantikmetropole Casablanca. Der südlichste Bahnhof von Marokko ist die sagenhafte Stadt Marrakesch. Die Züge sind recht komfortabel und bequem und zumindest momentan nicht gut gebucht, obwohl man obligatorisch eine Sitzplatzreservierung bekommt.
Marokkanische Bahnpreise günstig.
Die ONCF Fahrpreise sind deutlich günstiger, als in Deutschland, man zahlt für eine Strecke von ca 200 km 10 € oder weniger in der zweiten Klasse. Das Ticket mit dem TGV von Tanger – Kenitra (ca 200km) kostete in meinem Fall umgerechnet 12,50€.
Die schönen Bahnhöfe der Großstädte in Marokko fallen auf.
Der marokkanische König hat offensichtlich viel Geld in die Infrastruktur gesteckt, die Bahnhöfe heutzutage gleichen einem Palast und wenn man sich dann die erbärmlichen Gebäude der Deutschen Bahn betrachtet, z.b der Kölner Hauptbahnhof, kommen einem fast die Tränen. Schönheit stand bei der Deutschen Bahn definitiv nicht im Lastenheft. Die Bahnhöfe der großen Städten dieses nordafrikanischen Landes gleichen Palästen. Betrachtet ein Bahnreisender die oft schäbigen und heruntergekommenden Gebäude der Deutschen Bahn, z.b den Kölner Hauptbahnhof, kommen dem Freund der Architektur und Schönheit Zweifel, warum gerade in Deutschland Bahnhöfe stiefmütterlich behandelt werden. Sie sind eine Visitenkarte eines Landes.
Beispiel Köln HBF: Eine Steinwüste ohne Charme.
Vor und hinter dem Kölner HBF gibt es keine einzige Pflanze zu bestaunen – ganz im Gegensatz zu den von mir jetzt besuchten marokkanischen Bahnhöfen Kenitra, Meknes oder Fes. Überall sind Bäume gepflanzt worden, teilweise richtige Gärten entstanden. Eine Oase für die Sinne und dann muss man sich wirklich fragen, mit welchen Architekten arbeitet die Deutsche Bahn zusammen? Wer bewilligt Geld für Beton- und Steinwüsten in Deutschland? Diese Frage wird in Deutschland nicht beantwortet, wahrscheinlich sind Steinwüsten für Verantwortliche in Deutschland attraktiv.
Zugpersonal in Marokko sehr freundlich.
Was mir in Marokko auch sehr positiv auffiel, das war die Freundlichkeit des marokkanischen Bahnpersonals. Ich wurde nicht ein einziges Mal aufgefordert, gefälligst meine Maske zu tragen. Meine letzte Bahnfahrt in Deutschland war dagegen alles andere wie erfreulich: von unfreundlichem Personal wird ein Maskenloser in einem harschen Ton an die Maskenpflicht bei der Deutschen Bahn erinnert. Der unschöne Kontrast dazu ist der pampige Ton bei der Deutschen Bahn. Wahrlich kein Grund, Deutschland zu vermissen.
Die drittgrößte Stadt Marokkos hat fast 2,5 Mio Einwohner und liegt in den Ausläufern des hohen Atlasgebirges. Zumindest in der Innenstadt sind hervorragend renovierte Paläste und Häuser entstanden, Alleen und viele Palmen bringen erfrischendes Grün in die Stadt. Der marokkanische König lebt seit Dezember 2020 in Fes in seinem Königspalast, ihm tut offenbar die klimatische Lage der Millionenstadt gut. Der marokkanische König „Mohammed 6“ hat offensichtlich die Stadt die letzten Monate nicht einmal verlassen, was daran festgestellt werden konnte, dass überall marokkanische Flaggen hängen und die Polizei omnipräsent, aber durchaus freundlich, für Ordnung sorgt.
Frühjahr 2021: Touristen sind eine Ausnahme.
Ich war offensichtlich einer der ganz wenigen Touristen in Marokko und konnte mich sicher durch die Stadt bewegen. Allenfalls wurde ich höchstens freundlich von Gastronomen oder dem einen oder anderen Wachtmeister begrüßt.
Auto mieten in Marokko ist eine Empfehlung, aber nicht ganz billig.
Gemeinsam mit einer aus Köln angereisten Freundin hatte ich im Februar 2021 ein Auto gemietet. Wir sind dann mit einem recht gut gepflegten Fiat 500 in der Umgebung der Stadt unterwegs gewesen. Die Straßen sind mittlerweile hervorragend zu befahren und wer Marokko von früher kennt, gewinnt zunehmend das Gefühl, dass sich die Infrastruktur in den letzten 10 Jahren signifikant verbessert hat.
Skifahren in Marokko? Ja, das geht. Es gibt einige Skigebiete, z.B. Ifrane.
Wir waren gemeinsam in die Wintersportstadt Ifrane gefahren, etwa 70km südlich von Fes gelegen. Zu unserer großen Enttäuschung gab es dort keinen Schnee mehr, sondern bei 13° Grad plus Sonne satt und einen tollen Blick in die Ferne. Fünf Tage früher hat es hier oben noch 30cm Schnee gegeben. Wir hätten uns nur auf Winterreifen bewegen können. Unser Mietwagen war allerdings nicht mit Winterreifen ausgestattet. Da der Fiat 500 mit Automatikgetriebe ausgestattet war, war das Gefährt deutlich teurer, als ein Standard Fahrzeug. Wir haben sicherheitshalber Vollkaskoversicherung ohne Selbstbeteiligung genommen und mussten dann für eine Woche etwa 300 € berappen. Das geht deutlich billiger, bei „discovercars.com“ würden wir jedenfalls kein Auto mehr mieten…
Das Wetter im Frühjahr 2021 in Marokko:
Meistens schien die Sonne und nur abends wurde es dann recht kühl. Die Tagestemperaturen betrugen im Januar maximal 17 bis 18 Grad bei Sonne, abends und nachts kann es dann aber auch empfindlich kalt werden im Februar wurde ist dann etwas wärmer und im März abermals ein bis zwei Grad mehr.
Fazit nach 3 Monaten in Marokko:
Generell fällt auf, dass das Leben in Marokko ganz normal weiter läuft. Fast alle Geschäfte sind offen, man kann zum nächsten Friseur gehen, natürlich ohne Maske und ohne Termin und wird auch unverzüglich bedient. Das Personal in Geschäften und Supermärkten ist sehr freundlich und man bekommt sogar Service beim einpacken von Waren oder Lebensmitteln. So etwas kennt man sonst nur aus Amerika, z.B. von Walmart. Eine Maskenpflicht durchgesetzt haben in Marokko nur große Supermärkte, wie ‚Carrefour‘ oder ‚Marjane‘ oder die industriell betriebenen PCR-Testzentren in Marokko.
Selbst beim Besuch einer Polizeiwache wird darüber hinweg geblickt, dass der Besucher keine Maske trägt. Selbst die Polizisten haben keinerlei Stofffetzen aufgesetzt. Insgesamt ein sehr angenehmer Kontrast zu dem täglichen Corona-Theater und Leben in Deutschland.
Besucher und Urlauber von Marokkanern herzlich gewünscht.
Die Bevölkerung freut sich über Besucher und die Gastfreundschaft würde ich als ehrlich und nicht aufgesetzt bezeichnen. Gäste sind wirklich willkommen, viele Handwerksbetriebe und Hotelbetreiber sind dringend auf Besucher angewiesen. Selbst große Hotels sind leer und kaum gebucht, viele Riads und Gästehäuser haben zugemacht. Die Lebenshaltungskosten für Obst und Gemüse sind günstiger, als in Deutschland. Essen gehen ist ebenfalls deutlich günstiger. Mit Englisch kommt man hier und da recht gut zurecht. Besser ist es allerdings, etwas Französisch zu sprechen oder zu lernen oder Arabisch.
Besonders sehenswert ist der Besuch der großen Medinas der großen Städte, hier ist das Leben so geschäftig und auch beschaulich, wie es vielleicht vor 100 oder 200 Jahren auch schon war. Magisch ist Marrakesch, sicherlich die bekannteste Stadt Marokkos. Da lohnt immer ein Besuch. Allerdings ist Fes mindestens genauso spannend, aber eher unbekannt. Dabei glänzt die frühere Hauptstadt des Landes reichhaltigen Kulturschatz und eine etwa tausendjährige Geschichte. Normalerweise gibt es zahlreiche Flugverbindungen von Deutschland in fast alle Städte Marokkos.
Die Frage, die schon mehrmals an mich herangetreten wurde: „kann man als Urlauber im Jahre 2021 überhaupt nach Marokko reisen?“ Ich sage „ja klar, wenn nicht mal wieder die Flug- und Fährverbindungen gekappt werden oder andere Maßnahmen das Reisen verhindern“. Aktuell sind sämtliche Fährverbindungen zwischen Europa und Marokko gekappt. Grund: Corona und die böse Pandemie.
Hoffentlich heißt es bald wieder: „Bonne Route“. Denn das Land ist tatsächlich m.E. eine Reise wert…
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