Wie gelingt es vor allem kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) den großen Sprung zur digitalen Zusammenarbeit und die Folgen der Corona-Pandemie zu meistern? Wie müssen sich interne Arbeitsprozesse, Führungs-, Arbeits- und Geschäftsmodelle verändern, um weiterhin am Markt bestehen zu bleiben? Gemeinsam mit der Unternehmensberatung Ingenics AG hat das Fraunhofer IAO ein Thesenpapier zu diesen und weiteren Fragestellungen veröffentlicht, um vor allem KMU konkrete Handlungsansätze an die Hand zu geben.
Die Corona-Pandemie ist ein Digitalisierungsbeschleuniger in der Arbeitswelt und hat rasante und tiefgreifende Veränderungen hervorgebracht. Am Bespiel der virtuellen Zusammenarbeit und dem Homeoffice hat sich ganz deutlich gezeigt, wie schnell Digitalisierung in Organisationen umgesetzt werden kann. Insbesondere Unternehmen, die bereits vor der Krise digital gut aufgestellt waren, konnten eine hohe Geschäftskontinuität aufrechterhalten und sich im schwierigen Marktumfeld behaupten. Anstatt langwieriger Change-Management-Prozesse erlebt die Arbeitswelt nun eine radikale Digitalisierung im Rekordtempo – nachhaltige Veränderungen, die auch nach der Pandemie bleiben werden. Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und die Ingenics AG haben diese Entwicklungen zum Anlass genommen, um ein praxisnahes Thesenpapier für den Mittelstand zu veröffentlichen. Ziel des Thesenpapiers ist es, die Möglichkeiten und Grenzen radikaler Digitalisierung aufzuzeigen sowie Prognosen zu treffen und strategische Handlungsanweisungen für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zu geben.
Radikal digitale Zusammenarbeit braucht gezielte Nachsteuerung
In Expert*innenworkshops erarbeiteten Wissenschaftler*innen des Fraunhofer IAO und Expert*innen der Ingenics AG zentrale Thesen und konkrete Handlungs- und Lösungsansätze zu folgenden sechs Themenschwerpunkten:
- Digitale Zusammenarbeit
- Digital Leadership und Führung auf Distanz
- Entscheidungskultur und Geschwindigkeit
- Digitale Strategien und Geschäftsmodelle
- Automatisierung, resiliente Wertschöpfung und Business-Ökosysteme
- Überwachung und Freiheit – Work Mining
Dabei kommt der Ausgestaltung zukünftiger Arbeitswelten sowie einer passenden Kombination aus verteiltem Arbeiten und Vor-Ort-Präsenz eine wichtige Rolle zu. Darüber hinaus rückt auch das Thema Führung auf Distanz, Fragen zur Leistungsmessung und die Entscheidungsgeschwindigkeit von Unternehmen besonders in den Fokus. »Es ist unumstritten, dass Führung in Zeiten radikaler Digitalisierung auf unterschiedlichen Ebenen und Bereichen der Unternehmen angepasst werden muss. Welche Maßnahmen braucht es, um kollegiale Führung und nicht hierarchische zu ermöglichen und wie kann eine Leistungsmessung oder -kontrolle in der virtuellen Zusammenarbeit aussehen? Mit unserem Thesenpapier möchten wir Vordenker sein und vor allem KMU dazu ermutigen, die Weichen für ihre Zukunft zu stellen«, sagt Dr. Wolfgang Beinhauer, Mitautor und Wissenschaftler am Fraunhofer IAO.
Dass Unternehmen geeignete Strategien und Maßnahmen für die digitalisierte und dadurch zunehmend dezentrale Arbeitswelt brauchen, steht für Oliver Herkommer, Managing Partner der Ingenics AG, außer Frage: »Vielleicht werden manche Unternehmen nach der Pandemie zu den alten Strukturen zurückkehren, doch für die meisten werden hybride Arbeitsmodelle aus Heimarbeit und Präsenzphasen der neue Standard sein – ebenso wie das agile Arbeiten. Organisationen haben jetzt die Chance, neue Formen der Unternehmenskultur, Zusammenarbeit und Führung zu etablieren, um auch in Zukunft handlungsfähig und innovativ zu sein.«
Daten als Chance für die Unternehmensoptimierung
Das Thesenpapier zeigt auch auf, welche Rolle cloudbasierte Angebote sowohl in der Digitalisierungstrategie als auch bei der Entwicklung von innovativen Geschäftsmodellen spielen und welcher Handlungsbedarf für KMU besteht. Mit Cloud-Angeboten sind Unternehmen zwar in der Lage, skalierbare Infrastrukturen und Anwendungen schnell nutzen zu können, gleichzeitig aber auch an Anbieter gebunden. Dennoch bergen Cloud-Angebote für den Mittelstand vielfältige Chancen. KMU können vor allem durch eine stringente und systematische Kundenzentrierung neue und innovative Geschäftsfelder erschließen. Wichtig dabei ist der Mut, bekannte Wege aufzugeben und mit bestehenden Konventionen zu brechen.
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