Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom ist eine Atmungsstörung während des Schlafes. Sie kann erhebliche Gesundheitsstörungen auslösen. Die Behandlung mit individuell angepassten Unterkieferprotrusionsschienen hat sich als wirksam erwiesen.
Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS), wie krankhaftes Schnarchen in der Fachsprache heißt, ist eine Atmungsstörung während des Schlafes. Sie kann erhebliche Gesundheitsstörungen auslösen. Die Behandlung mit individuell an den Patienten angepassten Unterkieferprotrusionsschienen (UPS) hat sich als wirksam erwiesen.
Erschlafft die Rachenmuskulatur während des Schlafens, flattern Gaumensegel und Zäpfchen mit der Atemluft. Schnarchgeräusche entstehen. Solange Atemrhythmus und Schlafqualität beim Schnarchen nicht beeinträchtigt sind, strapazieren die nächtlichen Geräusche zwar die Nerven des Mitschläfers, sind aber für den Schnarchenden selbst ungefährlich.
Atemaussetzer gefährden die Gesundheit
Entspannen sich Rachenmuskulatur und Zunge jedoch so sehr, dass sich die Atemwege verengen oder die Atemwege zeitweise sogar blockiert werden, kann es zum Aussetzen der Atmung kommen. Dauern diese nächtlichen Atemaussetzer länger als zehn Sekunden, liegt eine sogenannte obstruktive Schlafapnoe vor. Sie kann für die Gesundheit des Schnarchenden gefährlich werden. Denn die Sauerstoffversorgung wird bei jedem Aussetzer unterbrochen. Puls und Blutdruck sinken. Das Atemzentrum im Gehirn ist alarmiert und löst einen Weckreiz aus. Meist ohne es zu merken, wachen die Betroffenen auf. Das unterbricht den Schlaf. Herzschlag und Blutdruck steigen. Treten die Atemaussetzer mehrfach in der Nacht auf, ist der Tiefschlaf beeinträchtigt.
„Die Folgen eines obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms können nicht erholsamer Schlaf, ausgeprägte Tagesmüdigkeit oder sogar die Entwicklung von Herz-Kreislauferkrankungen sein“, erklärt Prof. Dr. Bert Braumann, Direktor der Poliklinik für Kieferorthopädie der Uniklinik Köln. „Selbst Depressionen oder Diabetes stehen im Zusammenhang mit einer Schlafapnoe“, so Braumann.
So funktioniert die Therapie mit Unterkieferprotrusionsschienen
Klinische Studien zeigen, dass die Behandlung einer Schlafapnoe mit individuell hergestellten Unterkieferprotrusionsschienen wirksam ist. Die Therapie mit dieser individuellen Unterkieferprotrusionsschiene ist insbesondere auch erfolgreich gegen Tagesschläfrigkeit bei Schlafapnoe. „Die Patienten tragen die Schiene während des Schlafes. Sie protrudiert den Unterkiefer. Das heißt, sie schiebt und hält diesen sanft vorne. So verhindert die Schiene auch bei geschlossenem Mund das Zurücksinken von Unterkiefer und Zunge. Das hält die oberen Atemwege, sowie den Rachenraum offen und vergrößert diese Bereiche sogar“, erläutert Braumann. Die Atemluft kann nun ungehindert ein- und ausströmen, um den Körper gut mit Sauerstoff zu versorgen.
Individuell angefertigte Protrusionsschienen ab 1.1.2022 Kassenleistung
Bisher gehörte die Therapie des Schnarchens bei einer Schlafapnoe mit den genannten Schienen nicht zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen. Das ändert sich nun. Ab 1.1.2022 sind individuell hergestellte und einstellbare Unterkieferprotrusionsschienen zur Behandlung von schlafbezogenen Atmungsstörungen bei Schlafapnoe für Erwachsene Bestandteil der Versorgung durch die gesetzlichen Krankenkassen. Vertragszahnärztinnen und Vertragszahnärzte können die Unterkieferprotrusionsschiene auf Grundlage einer ärztlichen Indikation und Überweisung sowie nach Ausschluss zahnmedizinischer Kontraindikationen herstellen und anpassen.
Für konfektionierte Schienen, die nicht individuell eingepasst sind, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen hingegen keine Kosten. Denn konfektionierte Schienen sind weniger wirksam.
Exakter Sitz der Schiene wichtig für Erfolg der Therapie
Unterkieferprotrusionsschienen sind individuell hergestellt und so auf die Zähne, den Kiefer und die Kiefergelenksituation des Patienten abgestimmt. Das ist wichtig, um den Unterkiefer ausreichend nach vorne zu schieben. Nur dies bringt den gewünschten Erfolg bei der Behandlung des obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms. Dabei gilt es, die Vorverlagerung auf den gewünschten Erfolg anzupassen und gleichzeitig das Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen wie z.B. Veränderungen des Bisses, der Zahnstellung oder der Kiefergelenke zu vermeiden. Der Tragekomfort der Schiene ist wichtig, um so die Regelmäßigkeit der Nutzung der Schiene durch die Patientin oder den Patienten zu erreichen. Auch kann es zu vermehrtem Speichelfluss kommen.
Herstellung einer Unterkieferprotrusionsschiene ist Bestandteil der vertragszahnärztlichen Versorgung
Ob eine Schienentherapie für Patienten in Frage kommt, entscheidet nach sorgfältiger Untersuchung und Beratung eine Ärztin oder ein Arzt, die oder der zur Diagnostik und Therapie von schlafbezogenen Atmungsstörungen berechtigt ist. Nach dieser Indikationsstellung und Verordnung durch die Schlafmedizinerin oder den Schlafmediziner ist es die Aufgabe der Zahnärztin oder des Zahnarztes, die zahnmedizinischen Voraussetzungen für die Versorgung mit einer Unterkieferprotrusionsschiene abzuklären. Die Zahnärztin oder der Zahnarzt bestimmt die Lage des Unterkiefers und das geeignete Schienenmodell für die Patientin oder den Patienten. Dazu gehört auch, dass die Zahnärztin oder der Zahnarzt die Funktion der Kiefergelenke begutachtet, den Zustand der Zähne und des Zahnhalteapparats einschätzt und eventuell vorhandenen Zahnersatz beachtet bzw. andere Grunderkrankungen ausschließt. Steht die Wahl der Unterkieferprotrusionsschiene fest, nimmt die Zahnärztin oder der Zahnarzt Abdrücke des Gebisses und bestimmt über notwendige Registrate die mögliche Lage der Kiefer zueinander.
Individuelle Schnarchschiene aus dem zahntechnischen Labor
Nach diesen Vorgaben stellt eine Zahntechnikerin oder ein Zahntechniker die individuelle Unterkieferprotrusionsschiene aus Kunststoff her. Um den Unterkiefer im Schlaf leicht nach vorne zu schieben und ihn in Position zu halten, sind beide Schienen über eine Mechanik miteinander verbunden. Die fertige Unterkieferprotrusionsschiene passt die Zahnärztin oder der Zahnarzt abschließend in den Mund der Patientin oder des Patienten ein. Die Schlafmedizinerin oder der Schlafmediziner bewertet den Erfolg der Therapie und veranlasst in Zusammenarbeit mit der Zahnärztin oder dem Zahnarzt gegebenenfalls notwendige Veränderungen der Unterkieferprotrusionsschiene. Eine regelmäßige Nachkontrolle ist sowohl bei der Schlafmedizinerin oder dem Schlafmediziner als auch bei der Zahnärztin oder dem Zahnarzt in jedem Fall zur Vermeidung unerwünschter Nebenwirkungen oder notwendiger Korrekturen erforderlich.
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