Das Psychotherapeuten Netzwerk ruft alle Psychotherapeuten dazu auf, Selbsthilfegruppen zu gründen, die Menschen helfen, die mit traumatisierten Flüchtlingen aus dem Ukraine-Krieg konfrontiert sind
Der DPNW-Vorsitzende Dieter Adler meint: „Menschen, die Flüchtlinge aufnehmen, tun dies aus menschlicher Hilfsbereitschaft. Sie haben Betten, Kleidung und auch Spielzeug für Kinder besorgt. Das ist auch richtig und wichtig. Was die helfenden Menschen oft nicht wissen oder unterschätzen ist, Sie werden mit schwer traumatisierten Menschen konfrontiert, ohne dafür ausgebildet zu sein.“
Der Umgang mit Menschen, die schwer traumatisierende Erlebnisse hatten, ist eine Herausforderung, für die man geschult sein muss. Dadurch kommen Helfer schnell an ihre Grenzen. Wie gehe ich mit Menschen um, die stundenlang weinen, völlig verzweifelt sind, über erschütternde Erlebnisse berichten, die des Nachts schlaflos durch die Wohnung irren oder plötzliche Panikattacken erleiden? Solche Situationen können, so befürchtet Adler, bei Unterbringern schnell zu Überforderungen führen. Er meint: „Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Menschen ohne psychologische Ausbildung oder Schulung selbst traumatisiert werden. Es hilft nicht, wenn man Menschen in Not aufnimmt und nach einer Woche feststellt, ich kann das nicht mehr. Dann haben die Flüchtlinge ein noch größeres Problem.“
Aus diesem Grund ruft der DPNW alle Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten dazu auf, Selbsthilfegruppen anzubieten, die genau diese Problematik auffangen und die psychologischen Belastungen für aufnehmende Menschen mindern.
Gleichzeitig will der Verband seine psychologische Ersthelferausbildung speziell auf die Gruppe der Unterbringer und anderer Helfer ausrichten und anbieten. In dieser Ausbildung kann jedermann erlernen, wie man mit psychischen Reaktionen auf Extremsituationen umgeht und diese in konstruktive Bahnen lenkt.
Für die seelische Unterstützung von Flüchtlingen hat das DPNW eine 2-Stunden-Spendenaktion ins Leben gerufen, in der alle Kolleginnen und Kollegen gebeten werden, zwei zusätzliche Therapiestunden pro Woche für Flüchtlinge anzubieten. Erfahrungsgemäß könnten einige Bestandspatienten in dieser Zeit pausieren, so Dieter Adler.
Zum Schluss mahnt Adler seine Berufskolleginnen und -kollegen: „Nehmen Sie bitte selbst keine Flüchtlinge auf. Ihre Arbeitskraft muss erhalten bleiben, wir brauchen unsere Freizeit zum Auftanken. Das hilft den Betroffenen jetzt am meisten.“
Das Deutsche Psychotherapeuten Netzwerk hat ab heute eine Rufnummer für überforderte Menschen, die Flüchtlinge aufgenommen haben, eingerichtet:
Telefon: 0228 – 44 66 7200
Die Nummer ist dienstags und donnerstags zwischen 12.00 bis 14.00 Uhr erreichbar. Es können aber auch jederzeit Nachrichten auf der Mailbox hinterlassen werden. Ein Therapeut des DPNW ruft dann zurück.
Ukrainerinnen und Ukrainer, die einen Therapieplatz suchen, können zu den gleichen Zeiten unter der Therapieplatzvergabe des Deutschen Psychotherapeuten Netzwerks anrufen:
Telefon: 0228 – 30 43 45 35
Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, die sich an der 2-Stunden-Spenden-Aktion beteiligen möchten, senden bitte eine E-Mail an: post@dpnw.info. Wichtig: Bitte Postleitzahl und Telefonnummer angeben.
Über den Verband
Das „Deutsche Psychotherapeuten Netzwerk – Kollegennetzwerk Psychotherapie“ (DPNW) wurde am 02.05.2019 in Bonn gegründet. Es hat über 2.000 Mitglieder und 12.000 Abonnenten seines Freitags-Newsletters. Damit ist der DPNW drittgrößter Berufsverband im Bereich Psychotherapie. Der Vorstand besteht aus: 1. Vorsitzender: Dipl.-Psych. Dieter Adler, 2. Vorsitzende: Dipl.-Psych. Claudia Reimer, Kassenwart: Dipl.-Psych. Robert Warzecha. Mehr unter: www.dpnw.de
Verantwortlicher für diese Pressemitteilung:
Deutsches Psychotherapeuten Netzwerk (DPNW)
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53229 Bonn
Deutschland
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