StartseiteKunst und KulturUllis Buch ist ein Tipp: Du musst ein Ziel haben - und dann Kurs halten

Ullis Buch ist ein Tipp: Du musst ein Ziel haben – und dann Kurs halten - PrNews24.de

»Nee, Koch wollte ich eigentlich nicht werden«, erzählt Ulli Krause heute – und nach einer kleinen Pause: »Ausmister im LPG-Schweinestall erst recht nicht!« Er träumte vom Matrosenleben.

BildAuf großen Schiffen wollte Ulli um die Welt fahren. Da aber passte überhaupt nicht zu Eberswalde, wo der junge Arbeiter- und Bauernstaat jede Hand zur Erfüllung des Plansolls brauchte. Viel Zeit, um für gute Zeugnisse zu pauken, hatte Ulli auch nicht. Trümmersteine klopfen, Koks aus Schlacke sortieren, Hühner, Kaninchen und Ziegen versorgen, Kartoffeln im abgeernteten Feld ausbuddeln – all das war für die Familie notwendig. Manchmal kam auch ein kleines Taschengeld dabei heraus. Es weckte Sehnsüchte, wenn man erzählte, dass es sich im westlichen Deutschland leichter leben ließ. »Abhauen! Raus aus Eberswalde!« Das war das Motto. Der erste Versuch endete mit Prügel und einem blaugeknüppelten Auge.

Bloß nicht aufgeben! Im Spiel gab es ja auch bei »Zurück auf Los!« noch eine Chance auf Gewinn. Als er also schließlich doch im Hamburger Hafen angekommen war, galt er durch sein eingeschränkt sehtüchtiges Prügelauge als seeuntüchtig für maritime Decksarbeit. Das war ein Tiefschlag. Doch der Verzweifelte fand Trost auf der Heuerstelle: Unter Deck, In der Kombüse, zählten andere Fähigkeiten. Klar, dass Ulli begeistert »Ja!« rief, als man ihn fragte, ob er kochen könne. Die Kapitänsfrau eines kleinen Küstenschiffs, das seemännisch gern als »Schlickrutscher« bezeichnet wurde, war mütterlich genug, dem neuen Kochjungen die Grundregeln der Schiffsküche beizubringen. Doch bald war für Ulli klar: Mehr Geld und Kocherfahrung gab es nur durch den Wechsel auf andere Schiffe.

Wie vielfältig kann doch die Seefahrt sein: Grubenholz aus Turku, hart zupacken auf dem Fischtrawler, dann im hohen Norden im Eis eingefroren – schließlich auf Tramptour nach Afrika und in den Amazonas. Dass es vor und während Ullis Fahrenszeit wenig Langeweile gab, verrät ein Blick ins Inhaltsverzeichnis Buch »Ich hau ab! Weite Welt statt Eberswalde«: Der Bodensee ist nicht der Ozean – Willkommen in der Landwirtschaft – Ein Polizist und meine Tanten – Nette Mädchen in Stettin – Vor Irland auf Hering – Aus dem Urwald nach New York – Strafgericht mit Überraschung – Ein Bordhund namens Whisky – Bockwurst mit Renate – Weihnachten bei Windstärke sieben – Noch einmal nach Eberswalde … In den 50er/60er Jahren war manches einfacher – aber alles ein bisschen härter.

Ja, das waren stürmische Zeiten. Auf der »Krugerland« aus der Oetker-Reederei hatte Ulli sein Chefkoch-Debüt und den kulinarischen Durchbruch mit einem Gala-Buffet für einflussreiche Gäste in Kapstadt. Zur letzten Fahrt hatte Ullis frisch vermählte Renate das Seefahrtsbuch erworben und für eine D-Mark Heuer die Aufgabe übernommen, ihren Ehemann und Schiffskoch bei Laune zu halten. Am Ende der Reise war Landgang in Hamburg. Ulli und Renate übernahmen die Gastronomie des noblen Norddeutschen Regatta-Vereins an der Alster.

Die Seefahrt war damit erst einmal unterbrochen. Mit Motorboot und unter Segeln wurde Ulli Skipper, Freizeit-Kapitän – und natürlich Smutje – in einer Person. Daraus resultiert übrigens »Seeluft macht hungrig« – ein Bord-Kochbuch mit Törn-Geschichten, schnellen Gerichten und Tipps für die Hobby-Seeleute. Mehr Informationen und Leseproben für beide Bücher gibt es unter www.kadera-verlag.de.

Vielleicht war’s nur eine blöde Frage, die mir noch einfiel: »Meinst du nicht, dass auch in Eberswalde noch etwas aus dir geworden wäre?« – »Vielleicht wäre ich beim Kranbau gelandet oder auf Schicht in der Gießerei, aber« – und dabei grinste er Renate an – »die Deern kommt ja aus Bremerhaven. Das war die Reise wert.«Ullis Buch ist ein Tipp: Du musst ein Ziel haben - und dann Kurs halten

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Fast ist es schon vergessen, dass es einmal ein zweites Deutschland gab, das erst »Ostzone«, dann DDR hieß. In dieser Zeit war Ulli Krause ein großer Junge, dem immer wieder die Frage gestellt wurde: Was soll bloß aus dir werden? “ Da nahm er sein Leben selbst in die Hand. Heute kann er lustig erzählen, was damals oft nicht zum Lachen war. Vielleicht ist es eine Geschichte, die anderen auch heute Mut gibt, etwas auf eigene Faust zu wagen …

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