Risiken für die Ernährungssicherheit der Weltbevölkerung durch den Ukraine Krieg. Drohende Hungersnot in Afrika, Folgen des Weltexport Stopps.
Der Leiter des nigerianischen Musterguts der GrowExpress Ltd., Thomas Wegener fordert wegen der drohenden Hungersnot in den afrikanischen Schwellenländern infolge des Ukraine-Krieges weniger Biosprit und geringeren Fleischkonsum weltweit. Er berichtet über die Erfahrungen im Bereich der Landwirtschaft in Nigeria.
Interview mit CEO Thomas Wegener der GrowExpress Ltd., Nigeria, die Fragen stellt Dr. Thomas Schulte, Rechtsanwalt und Fachautor aus Berlin.
Über 100 Millionen Menschen sind weltweit wegen des Krieges in der Ukraine von einer Hungersnot bedroht. Getreide gelangt nicht nach Afrika, Getreideexporte sind unterbunden. Thomas Wegener hierzu: „Die Lage ist alarmierend und ernst. Zur Zeit stoppen die Exporte aus Russland und der Ukraine beziehungsweise laufen nur unter Schwierigkeiten. Außerdem lassen sich Felder in der Ukraine zur Zeit nicht gut bewirtschaften und die Preise sind wegen des Krieges weltweit in die Höhe geschossen.“
Wie gefährlich ist der Exportstopp für den Weltmarkt?
Thomas Wegener: Der russische Staat agiert als der weltgrößte Getreideexporteur, zusätzlich fallen Mengen aus der Ukraine weg. Global reden von einem Drittel aller Weizenausfuhren. Mehr als 25 Länder in Afrika, im Nahen und Mittleren Osten beziehen über die Hälfte ihrer Weizenimporte allein aus diesen beiden Ländern.
Preise für Lebensmittel explodieren. Das sollte eigentlich die Produktion weltweit ankurbeln. Warum regelt sich der Markt nicht selbst?
Thomas Wegener: Die Preise waren bereits vor dem Krieg um 50 Prozent höher als zwei Jahre zuvor. Seit Ausbruch des Krieges sind sie erneut um mehr als 30 Prozent gestiegen. Sie sind jetzt so hoch wie seit 50 Jahren nicht mehr. Die Landwirtschaft braucht Fläche, Dünger und Wasser. Die Produktion kurzfristig deutlich hochzufahren, würde bedeuten, mehr Wald- und Naturflächen zu nutzen. Auch Düngemittel fehlen, denn die Ukraine und Russland sind dafür wichtige Exporteure. Dünger hat sich um das Drei- bis Vierfache verteuert. Damit fehlt eine wichtige Stellschraube, um Erträge zu erhöhen.
Warum ist die internationale Versorgung mit Lebensmitteln derart verletzlich?
Thomas Wegener: Der Boden in Russland und der Ukraine ist besonders geeignet für die der landwirtschaftlichen Anbau mit hohen Erträgen; gleiches gilt für Westeuropa. Hier ist allerdings alles dichter besiedelt. Eine Produktion kann man nicht einfach woanders schnell hochfahren. Außerdem können wir Ländern wie Indien oder China nicht verbieten, Nahrungsmittel an Tierbestände zu verfüttern. Folge sind extreme Preisanstiege, die in Afrika nicht aufzufangen sind.
Hat sich auch Europa in der Nahrungsmittelproduktion zu abhängig von Russland gemacht?
Thomas Wegener: Wichtige Flächen für die Weltversorgung werden wegfallen – und das vielleicht längerfristig. Wir müssen dies durch produktiven Anbau anderswo kompensieren, auch in Europa. In Europa importieren wir viele Futtermittel, das ließe sich durch weniger Fleischkonsum reduzieren. Insgesamt werden wir im Zuge des Klimawandels aber mehr und nicht weniger Handel brauchen. Nur die Hälfte der Weltbevölkerung kann sich durch Produktion im Umkreis von 1000 Kilometern gesund ernähren. Zudem ist das Bevölkerungswachstum in Afrika und Asien hoch – der Klimawandel betrifft vor allem diese Regionen. Forscher gehen davon aus, dass bis 2050 Afrikas Bevölkerungszahl sich verdoppeln wird. Damit wir uns das vorstellen können, sollen in Nigeria in dreißig Jahren gleich viele Menschen wie in der gesamten Europäischen Union leben.
Damit wird die Frage laut: Was tun?
Thomas Wegener: In Nigeria erwarten wir bald eine Bevölkerung von 400 Millionen Menschen, viele gehen von einem Schreckensszenario aus, aber das muss nicht sein, wenn die Weichen richtig gestellt werden. Wir müssen weg von den Importen, die sich aus dem Erdölreichtum ergeben, hin zu einer neuen Selbstversorgung. „Hilfe zur Selbsthilfe“ sozusagen, wir machen das mit unserem Mustergut im Bundesstaat Oyo, Ibadan vor. Unter Einbeziehung der lokalen Bevölkerung nutzen wir die Möglichkeiten der Technisierung, von gutem Saatgut und Dünger. Das braucht neue Technologien und Ansätze.
Wie ist die spezielle Situation in Nigeria?
Thomas Wegener: Nigeria ist das bevölkerungsreichste Land Afrikas und eines der wirtschaftlich stärksten. Es gibt 36 Bundesstaaten. Die offizielle Hauptstadt ist Abuja. Von den fast 192 Millionen Einwohnern aktuell leben fast 21 Millionen in Lagos. Die Bevölkerung besteht aus mindestens 250 ethnischen Gruppen. Das Land ist zweigeteilt, im Norden leben hauptsächlich Muslime und im Süden überwiegend Christen. Der Norden ist vergleichsweise arm und der Süden ist vergleichsweise wohlhabend durch das Erdöd, dass zwar 90 Prozent der Exporterlöse ausmacht, aber trotzdem eher ein Fluch für das Land und die Bevölkerung ist. Verteilungskämpfe rund um das schwarze Gold gefährden nicht nur die politische Stabilität, sondern wirken sich verheerend auf den Zustand des Ökosystems rund um das fruchtbare Nigerdelta aus. Aber es gibt Chancen, die langfristig zu einem Wandel führen, wie das grenzüberschreitende Projekt von GrowExpress Ltd. Das bewirtschaftete Mustergut liegt in der Nähe der Ibadan, im christlichen Süden des Landes. Auf Grund seiner Ölindustrie hat die stärkste Volkswirtschaft Afrikas die Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten vernachlässigt und zu stark auf Importe gesetzt. Die natürlichen Ressourcen Boden, Wasser und Sonne werden durch Saatgut, Dünger, Technisierung und Aus- und Weiterbildung vor Ort grenzüberschreitend ergänzt. Gemeinsam mit der nigerianischen Regierung, staatlichen Entwicklungsprogrammen von Oyo wie OYSADEP und GES, dem Landwirtschaftsministerium, dem Internationalen Tropen Institut (IITA) in Ibadan arbeitet GrowExpress Ltd. für die Umgestaltung der Produktion und die klare Entwicklung der Wertschöpfungskette von Maniok, Mais, Sojabohnen und anderen lokal sehr gut wachsenden Agrarkulturen.
Welche Aufgaben widmet sich GrowExpress Ltd.?
Thomas Wegener: GrowExpress Ltd. bewirtschaftet die vom Staat anvertrauten landwirtschaftlichen Flächen (Anbaufläche von 800 ha) nicht selbst, sondern arbeitet mit lokalen Kleinbauern zusammen, um diese im Rahmen eines Partnerschaftsprogramms zu stärken. Die Produktion wird durch ein „Outgrower“ Programm von bis zu 550 Bauern mit einer Anbaufläche von 2000 ha unterstützt. Die lokalen Partner werden unter der zentralen Kontrolle und Planung des Unternehmens geschult, um der Ertrag der Flächen erheblich zu steigern. GrowExpress Ltd. stellt den lokalen Landwirten Know-how, Saatgut und Düngemittel zur Verfügung und überlässt ihnen zusätzlich zu ihren eigenen Flächen auch Land. Durch klare Rahmenbedingungen und Abnahmegarantien der produzierten Lebensmittel nach der Ernte wird eine Versorgungssicherheit für die Bevölkerung erreicht, eine Stärkung der ländlichen Region, die Vermeidung von Landflucht und die Verhinderung von Monokulturen. Eine weitere Voraussetzung für den Erhalt des Modell-Gutes war, dass das Land nigerianischen Bauern und nicht multinationalen Großunternehmen dient. Langfristig verfolgt GrowExpress die Ziele der Schaffung von sicheren Arbeitsplätzen, die Stabilität der Grundversorgung, Lebensmittelsicherheit und den Aufbau der Infrastruktur als Beitrag zur friedlichen Koexistenz und dem ausgeglichenen Zusammenleben im vielvölkerstaat Nigeria.
V.i.S.d.P.:
Dr. Thomas Schulte, Rechtanwalt und Fachautor aus Berlin
Das GrowExpress Ltd. Büro befindet sich in Nigeria, Cocoa House, Dugbe, 200263 Ibadan. Das 1965 auf einer Höhe von 105 Metern fertiggestellte Cocoa House, war einst das höchste Gebäude in Nigeria und der erste Wolkenkratzer in Westafrika. Es befindet sich in Dugbe, einem der wichtigsten Gewerbegebiete in Ibadan, Bundesstaat Oyo, Nigeria. Das Unternehmen GrowExpress Ltd. bewirtschaftet ein Gut von 800 Hektar ungefähr 200 km nördlich der Millionenstadt Lagos in Nigeria.
Kontakt
GrowExpress Limited
Kingsley Ekwueme
Cocoa House, Dugbe 1
200263 Ibadan
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