Arbeitgeber und potentielle Mitarbeiter über soziale Medien zu verbinden, ist das Ziel von Talkpush.
2014 in Hongkong gegründet begann das Startup zunächst im Cyberport-Inkubationsprogramm und wurde von 500 Startups, Seedcamp und Cocoon gefördert. Die Zahl der Mitarbeiter stieg in den letzten zwölf Monaten von 20 auf 50.
Als erstes gesprächsbasiertes Kandidaten-Kontaktmanagementsystem initiiert Talkpush Tausende von Konversationen zwischen Arbeitgebern und Kandidaten etwa via Facebook Messenger oder WeChat, um einen qualifizierten Talentpool aufzubauen. In weniger als fünf Minuten können sich Kandidaten bewerben, ein erstes Screening abschließen und sie erhalten die Information, ob sie in die engere Wahl kommen. Chatbots, deren Fähigkeiten sich konstant entwickeln, werden während dieses Prozesses an verschiedenen Stufen eingesetzt, etwa bei der Begrüßung, dem Qualifikations-Screening, der Vorbereitung der Kandidaten für Interviews sowie bei Tipps für einen erfolgreichen ersten Arbeitstag. Bisher kratzt dies nur an der Oberfläche dessen, wozu die Technik in der Lage ist, ist Talkpush Gründer und CEO Max Armbruster überzeugt.
Mit Klienten wie Starwood, Alorica und AIA investiert das Unternehmen stark in Forschung und Entwicklung, um seine Technik für mehr Kanäle zu adaptieren. Durch die Verbindung von Jobbörsen, Karriereseiten und Jobmessen will Talkpush eine einheitlichere Erfahrung für die Nutzer schaffen, so Armbruster. „Wir ermöglichen die Integration mit Human Resources und Arbeitgeber-Bewertungsportalen und machen damit Mitarbeiter zu Markenbotschaftern.“
Jüngere Zielgruppe
Branchen, die viele neue Mitarbeiter und junge Mitarbeiter einstellen, sind nach Aussage von Talkpush besonders für das Angebot empfänglich. „Vor allem Millennials fühlen sich angesprochen, da wir das Einstellungsverfahren schneller machen. Wir sind definitiv für die jüngere Generation attraktiv.“ Für die Kandidatensuche auf der Führungsebene oder für hochtechnisierte Aufgaben sei die Automatisierung des Prozesses schwieriger, gibt Armbruster zu. Die Tage der persönlichen Gespräche oder Telefonate seien aber nicht gezählt, auch wenn Chatbots weiter verbreitet werden. „Qualifizierte Kandidaten müssen zu den Werten eines Unternehmens passen. Niemand möchte von einem Roboter eingestellt werden, die menschliche Note wird gebraucht.“
Steigende Umsätze und ein schnelles Wachstum bringen neue Herausforderungen für den CEO. „In den ersten Jahren waren wir nur zu zweit und sind jetzt ein globales Team mit 50 Mitarbeitern, die von fünf Ländern aus agieren. Wir arbeiten an der Verbesserung der Effizienz und einem standardisierten Konzept. Zudem investieren wir in die Managementstruktur und die Informationssysteme.“ Auch arbeite man an einer einheitlichen Unternehmenskultur. Man wolle, dass sich Mitarbeiter etwa in Costa Rica und auf den Philippinen als Teil desselben menschlichen Abenteuers begreifen. Die sozialen Medien ermöglichten es, intern zu kommunizieren, aber man müsse auch Zeit zusammen verbringen, um eine starke Verbindung aufzubauen.
Serieller Gründer
Talkpush ist das vierte von Armbruster gegründete oder mitgegründete Unternehmen. Mit dem Wachstum des Unternehmes entsteht Bedarf nach mehr formalisierten Abläufen. „Zunächst waren unsere Herausforderungen die begrenzten Ressourcen und das Finden des Technikteams. Jetzt stehen mehr Ressourcen zur Verfügung und wir holen auf.“
60 Prozent des Geschäfts kommen heute aus Asien, der Rest aus den USA und Lateinamerika. Vor wenigen Monaten wurde ein Büro in Mexiko eröffnet, zum Ende des Jahres ist ein weiteres in Brasilien geplant. Eine Option sei auch Australien. Strategie von Armbruster ist es, zunächst zwei bis drei Kunden in jeder Region zu sichern. Im Rahmen dieses Prozesses ist er in Kontakt mit globalen Consultingfirmen wie Deloitte und McKinsey, um seine Innovation den größten Arbeitgebern der Welt vorzustellen. „Es kann disruptiv sein, AI in ein Unternehmen zu bringen. Daher ist eine Verbindung mit diesen Firmen sinnvoll.“
Hongkong als Testmarkt
Für Armbruster hat die Geschäftstätigkeit in Hongkong viele Vorteile. Nach der Teilnahme am Cyberport-Inkubationsprogramm sei die Unternehmensentwicklung sehr schnell gegangen. Größter Vorteil der Basis in Hongkong sei die Nähe zu einigen der größten Arbeitsmärkte der Welt. Südostasien, chinesische Städte auf dem Festland und Indien seien alle in wenigen Flugstunden zu erreichen. „Wir haben eine gute Verbindung zu den Philippinen und ein großer Teil unseres Entwicklungsteams ist dort,“ so Armbruster. Hongkong biete zudem einen guten Zugang zu Investoren und Finanzmärkten. „Hier gibt es viele Unternehmer, es werden verschiedene Sprachen gesprochen und unterschiedliche Telefonsysteme genutzt. Dies macht die Metropole zu einem guten Testmarkt für uns.“
Talkpush plant spätestens im September die Einführung einer Mobilversion auf seiner Plattform, damit Personalbeschaffer über das Mobiltelefon mit Kandidaten sprechen können. Armbruster bezeichnet diese als das „WhatsApp für Recruiter“, das den Prozess für Kandidaten und Arbeitgeber weiter verbessern soll.
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