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Wenn er weg ist … - PrNews24.de

Der Lkw hat soeben den Hof verlassen.

BildSie haben dem Fahrer freundlich zugewinkt. Der Fahrer hat Ihnen im Vorbeifahren lächelnd einen schönen Tag gewünscht.

Sie sitzen wieder in Ihrem Büro. Plötzlich hören Sie, wie der Nachrichtensprecher im Radio erzählt, dass es in der Nacht einen schweren Unfall gegeben habe. Der Fahrer hatte Gefahrgut geladen. Sie hören gar nicht mehr weiter zu. Sie fangen an zu schwitzen.

Sofort gehen Sie den Ablauf Ihrer Verladung in Gedanken durch; vollziehen jeden einzelnen Schritt noch einmal im Kopf nach.

Haben Sie an alles gedacht?

Sie haben Abfälle abholen lassen. Sie haben den Entsorger persönlich angerufen und herbestellt.

Es blitzt in ihrem Gedächtnis auf, dass Sie im Telefongespräch vergessen haben, mitzuteilen, dass in einem Fass diesmal ein anderer Abfall (ein *-Abfall, der auch unter das Gefahrgutrecht fällt) sei. Sie bekommen kurz ein schlechtes Gewissen, denken sich aber, dass das keinem auffallen werde. Der Fahrer hat es auch nicht bemerkt. Und die kleine Menge werde in dem Restabfall untergehen, gewissermaßen als homöopathische Dosis.

Sie haben dem Lkw-Fahrer die Abfälle auf seinen Hubtisch gestellt. Den Rest hat er selbst erledigt. Dann haben Sie ihm die Papiere unterschrieben. Die bereitet er Ihnen immer so schön vor. Genau hingesehen, was Sie unterschreiben, haben Sie nicht. Sie kennen den Fahrer schon seit gut einem Jahr. Die Papiere waren immer ok.

Deshalb haben Sie sich auch sein Fahrzeug nicht mehr genau angesehen. Aufgefallen war Ihnen noch nie etwas, außer dass die Ladefläche manchmal nicht ganz sauber war. Aber er transportiert nur Müll und nicht Lebensmittel.

Außerdem haben Sie mal gehört, dass Stichprobenkontrollen ausreichend seien.

Na ja, denken Sie sich, der Fahrer ist für sein Fahrzeug und den Transport verantwortlich. Wenn was passieren würde, wäre es das Problem des Fahrers – definitiv nicht Ihres.

Auch der falsch deklarierte Abfall könne ja jetzt nicht mehr Ihr Thema sein. Der Fahrer hätte jedes Fass selbst kontrollieren müssen.

Sie wenden sich wieder Ihrer Arbeit zu. Schließlich hat soeben die Sekretärin des Chefs angerufen und sehr ungehalten nach Listen gefragt.

Kennen Sie das von Ihrer Praxis oder bei Kollegen?

Sie haben viel um die Ohren. Sie müssen sich schon auf Ihre Partner verlassen können. Sie haben mit Ihren eigenen Beschäftigten genug zu tun, da können Sie doch nicht noch um die Mitarbeiter des Entsorgers und dessen Fahrzeuge kümmern.

Es fehlt immer an Zeit.

Beim Lesen des Sachverhaltes:

Sind Ihnen Dinge aufgefallen, die Sie an der Richtigkeit des Handelns zweifeln lassen? Sollten Sie die Frage bejahen, dann sind Sie auf dem richtigen Weg.

Erste Fehleinschätzung: Nicht der Fahrer und auch nicht der Entsorger sind für die Entsorgung verantwortlich. Ja, es ist immer der Abfallerzeuger, der von der Deklaration über die Auswahl des Entsorgungsfachbetriebs bis zum Abschluss der sach- und fachgerechten Entsorgung verantwortlich bleibt. Zwar lassen sich Pflichten vertraglich regeln. In der Praxis unterbleibt das aber aus Unkenntnis.

Zweiter Trugschluss: Nur der Fahrer haftet bei mangelhafter Ladungssicherung. Das ist so nicht richtig: Die Pflicht zur verkehrssicheren Verladung trifft neben dem Fahrer und dem Halter des Fahrzeugs auch den Versender der zu transportierenden Gegenstände (OLG Celle, Beschluss vom 28. 2. 2007 – 322 Ss 39/07). Wichtig ist, jede Abfahrt zu kontrollieren und zu dokumentieren. Wenn es um Gefahrguttransporte geht, dann hilft ein Blick in die ADR, in das Kapitel 7.5, Vorschriften für die Be- und Entladung und die Handhabung.

Um auf die anderen Irrtümer eingehen zu können, fehlt es hier einfach an Platz.

Wenn Sie mehr wissen wollen, z. B. auch zur notwendigen Gefährdungsbeurteilung gemäß Arbeitsschutzgesetz, dann melden Sie sich bitte bei mir.

Ich wünsche Ihnen gute Erkenntnisse und verbleibe auf das Herzlichste
Ihr
Hartmut Frenzel

 

 

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