Dennis Riehle: „Durch die Lockdowns hat sich das Störungsbild in der Gesellschaft weiter verbreitet!“
„Übermäßiges Händewaschen, das häufige Kontrollieren von Türen und Fenstern, das Ordnen und Zählen von Gegenständen und das ständige Grübeln gehören mittlerweile seit 24 Jahren zu meinem Leben!“ – Mit diesen Worten hat der erneut im Amt bestätigte Landesbeauftragte der Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V. für Baden-Württemberg, Dennis Riehle, seine eigene Leidensgeschichte zusammengefasst und möchte mit seinem Engagement auch im „Ländle“ für eine psychische Störung sensibilisieren, die nach seiner Auffassung durch die Lockdown-Maßnahmen und soziale Isolation durch die Corona-Pandemie in der Gesellschaft weiter ausgebreitet hat und vor allem Jugendliche und junge Erwachsene in massive seelische Not gestürzt hat: „Nicht zuletzt die aktuellen Kriegsbilder, der Klimawandel und die Teuerungsrate haben Zukunftsängste bei dieser Zielgruppe bestärkt. Um sich selbst Sicherheit in diesen unruhigen Zeiten zu geben, verfallen wir nicht selten in Rituale, die uns Halt und Kontrolle geben. Manchmal ist der Übergang von zwanghaftem Verhalten in das konsistente Erkrankungsbild dann sehr fließend und man findet den Ausgang aus dem Hamsterrad nicht mehr“, erklärt der 37-jährige Konstanzer anhand seiner persönlichen Biografie und macht gleichzeitig Mut: „Wer den dauernden Zweifel frühzeitig als Störung erkennt und bei Fachleuten diagnostizieren und behandeln lässt, hat gute Chancen, den Zwang in Schach zu halten und auf das handhabbare Maß zu reduzieren. Verhaltenstherapie hat sich dabei in vielen Fällen als sehr wirksam erwiesen und kann bei schweren und chronischen Verläufen durch eine psychopharmakologische Einnahme von Antidepressiva sehr zielführend ergänzt werden“.
Riehle ist bereits seit 2004 Mitglied der DGZ und war mehrfach in seiner Funktion des Landesbeauftragten ernannt worden: „Mich freut das Vertrauen, diese Aufgabe auch weiterhin ausüben zu dürfen. Mein wesentliches Anliegen wird es auch fortan in der Öffentlichkeitsarbeit und der Beratung von Betroffenen und ihren Angehörigen sein, Ursachen und Zusammenhänge zu erklären und Möglichkeiten der niederschwelligen Unterstützung anzubieten. Daneben ist es auch notwendig, bei Fachärzten und Kliniken weiterhin für das Krankheitsbild zu sensibilisieren. Denn während Depression oder Psychose recht bekannt sind, bleibt die Zwangsstörung selbst Experten noch immer vielfach verschlossen. Das hängt nicht zuletzt an ihrer Komplexität und der therapeutischen Grenzen, obwohl Wissenschaft und Forschung in der jüngsten Vergangenheit gut vorangekommen sind. Gleichermaßen ist das psychodynamische Geschehen der Erkrankung nicht selten ungeklärt und es wird der Fehler gemacht, allein die Symptome kurieren zu wollen, ohne aber die Auslöser zu betrachten“, sagt der Landesbeauftragte, der seit 2005 in Konstanz eine Selbsthilfeinitiative betreibt: „Es ist für viele Betroffene eine große Entlastung, wenn sie die Gewissheit haben, dass es auch andere Erkrankte gibt, die vielleicht sogar eine Linderung erlebt haben und von ihren Erfolgsrezepten berichten. Ich kann von mir sagen, dass ich noch vor einigen Jahren bis zu 140 Mal am Tag am Waschbecken stand und mir meine Finger gescheuert habe. Heute sind es vielleicht noch 30 oder 40 Mal“, fasst Dennis Riehle abschließend hoffnungsvoll zusammen.
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Dennis Riehle
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