Projekt zeigt Potenziale des Metaverse für Unternehmen, Gesellschaft und Politik in Baden-Württemberg auf
Das Metaverse erfährt aktuell in Wirtschaft und Gesellschaft große Aufmerksamkeit. Um Potenziale zu erkennen und Gestaltungsempfehlungen zu entwickeln, bündeln die Fraunhofer-Institute IAO und IPA sowie das VDC Fellbach mit dem Projekt »CyberLänd« ihre Kompetenzen. Die Projektergebnisse werden in einer abschließenden Studie, in verschiedenen Events und einer interaktiven Landkarte einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
Aktuell werden unter dem Metaverse virtuelle Umgebungen mit immersiven 3D-Erfahrungen verstanden, welche mittels verschiedener Technologien die physische und virtuelle Welt verbinden. Dadurch entstehen neuartige soziale Interaktionen und wirtschaftliche Transaktionen, die neue Wertschöpfungspotenziale für die physische Welt erschließen. Die häufig kontroversen Diskussionen über Chancen und Herausforderungen des Metaverse werden jedoch zum jetzigen Zeitpunkt wenig differenziert und oft mehrdeutig geführt. Dies liegt zum einen daran, dass sehr unterschiedliche Technologien, Datenökosysteme und -infrastrukturen miteinander kombiniert und aufeinander abgestimmt werden müssen. Zum anderen deutet die Bezeichnung der nächsten Stufe des Internets auf die vielfältigen Anwendungsbereiche des Metaverse hin, welche für verschiedene Akteure unterschiedliche Relevanz besitzen. Mit Blick auf den aktuellen Kenntnisstand mangelt es vielen Unternehmen und gesellschaftlichen Akteuren an notwendigen Informationen für eine fundierte Entscheidung über ihre Rolle und ihren Beitrag im Metaverse.
Vor diesem Hintergrund hat das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA sowie dem Virtual Dimension Center (VDC) das Projekt »CyberLänd« initiiert. Dieses wird gefördert durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg. Ziele des Projekts sind die Potenziale des Metaverse für politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Akteure am Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg verständlich zu machen und ihnen entsprechende Handlungsempfehlungen zu geben. »Das schnelle Voranschreiten virtueller und immersiver Technologien verändert das Wirtschaften und Arbeiten fundamental. Mit dem Projekt ›CyberLänd‹ wollen wir die Unternehmen im Land ermutigen, die Potenziale des Metaverse für sich zu erschließen«, so Wirtschaftsministerin Dr. Hoffmeister-Kraut. »Schon heute ist absehbar, dass die damit verbundenen Technologien fundamentale Auswirkungen darauf haben, wie wir künftig wirtschaften, arbeiten und leben. Es ist daher wichtig, gerade auch Unternehmen dabei zu unterstützen, diese Entwicklungspotenziale zu erkennen und die im Land in diesem Technologiefeld vorhandenen Kompetenzen besser zugänglich zu machen.«
Einheitliches Verständnis für Unternehmen schaffen
Im ersten Schritt wird das Projektteam ein klares und einheitliches Verständnis für das Thema Metaverse schaffen, welches auf dem aktuellen wissenschaftlichen Stand, der technologischen Basis sowie den Bedarfen in Baden-Württemberg aufbaut. »Die bisher bekannten Use Cases fokussieren fast ausschließlich auf Unternehmen als Nutzenende, nicht jedoch als potenzielle Anbietende von Metaverse-Technologien. Daher fehlt es Unternehmen momentan an konkreten Entwicklungsperspektiven als Entscheidungsgrundlage für Geschäftsmodelle und Investitionen«, erklärt Prof. Dr. Katharina Hölzle, Institutsleiterin des Fraunhofer IAO und des IAT der Universität Stuttgart. Zu den beispielhaften Anwendungspotenzialen gehören eine räumlich verteilte, interaktive Zusammenarbeit, umfassende Simulationen (»Digital Twin«), der Austausch und das Bezahlen virtueller Leistungen, das Flankieren physischer Leistungen, die Konsolidierung heterogener Daten oder individualisierte, virtuelle »On-the-Job«-Schulungen. Je nach technologischem Fokus und Anwendungsbranche werden unter dem Begriff Metaverse entsprechend unterschiedliche Aspekte adressiert, was Akteuren eine Einschätzung und Ableitung von Handlungsmaßnahmen erschwert.
Die Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft werden als substanziell angesehen: So prognostizieren Unternehmensberatungen Metaverse-Märkten Volumina von bis zu 394 Milliarden US-Dollar bis zum Jahr 2025 (Boston Consulting Group) bzw. 5 Billionen US-Dollar bis 2030 (McKinsey & Company). Daher bündeln die drei Projektpartner ihr Know-how unter der Leitung des Fraunhofer IAO. Dieses bringt seine systemische Betrachtungsperspektive und Transformationskompetenz für zentrale Branchen und Anwendungsfelder wie Stadtsysteme, Mobilität, Energie und Produktion sowie der Gestaltung und Umsetzung von Innovationsökosystemen ein. Durch das Fraunhofer IPA wird das Projekt um Kompetenzen zu digitaler Produktion, nachhaltigen und personalisierten Produkte sowie Design datenbasierter Business Ecosysteme erweitert. Mit dem VDC als Deutschlands führendem Kompetenznetzwerk für Extended Reality (XR) kann das Projektteam auf ein Netzwerk mit rund 100 institutionellen Mitgliedern entlang der gesamten Wertschöpfungskette XR zugreifen sowie auf Vorarbeiten zu XR-Geschäftsmodellen, zum XR-Technologietransfer und auf eine Metaverse-Arbeitsgruppe.
Kontinuierlicher Transfer von Projektergebnissen und partizipative Formate
In den nächsten Schritten werden die Akteure aus Baden-Württemberg, welche sich bereits mit relevanten Metaverse-Technologien sowie deren Anwendungen beschäftigen, identifiziert und in einer interaktiven Metaverse-Landkarte zusammengeführt. Ihre Erwartungen und Anforderungen werden im Rahmen einer empirischen Studie identifiziert und für die breitere Öffentlichkeit aufbereitet. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen werden Szenarien für das Jahr 2033 erstellt, welche unterschiedliche Ausprägungen des Metaverse für die Akteure im Land Baden-Württemberg und das Land selbst illustrativ und ansprechend darstellen. Daraus werden Handlungsoptionen für Politik und Unternehmen in Baden-Württemberg abgeleitet, welche die identifizierten Herausforderungen und Potenziale der Szenarien berücksichtigen. Ein Schwerpunkt soll hierbei auf Unternehmen aus den relevanten Wirtschaftsbereichen Baden-Württembergs gelegt werden, ohne die Auswirkungen auf die Gesellschaft zu vernachlässigen. Daher wird das Vorhaben von umfangreichen Transferaktivitäten begleitet, um sowohl die direkt betroffenen Zielgruppen als auch die breite Öffentlichkeit, inklusive der Bürgerinnen und Bürger, kontinuierlich zu informieren. Neben Veröffentlichungen über verschiedene Kommunikationskanäle sollen auch Veranstaltungen als Transferformat dienen. Zum Projektabschluss und Vorstellung der Gesamtergebnisse ist Ende 2023 die Veranstaltung »Innovationsforum-Metaverse BW« geplant.
Zur Pressemitteilung des Fraunhofer IAO
Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:
Univ.-Prof. Dr. rer. oec. habil. Katharina Hölzle, MBA
Institutsleiterin IAT Universität Stuttgart und Fraunhofer IAO
IAT Universität Stuttgart
Nobelstraße 12
70569 Stuttgart
Telefon +49 711 970-2025
katharina.hoelzle@iao.fraunhofer.de