Eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion bietet keine Lösungen zur Beseitigung der akuten Mangelversorgung.
Das Deutsche Psychotherapeuten Netzwerk (DPNW) hat verwundert die Replik des Bundesministeriums für Gesundheit zur „Zukunft der psychotherapeutischen Versorgung in Deutschland“ (Drucksache 20/5106) zur Kenntnis genommen.
Der DPNW-Vorsitzende Dieter Adler meint: „Schnelle und zeitnahe Hilfen fehlen in der Antwort der Bundesregierung. Viele Menschen warten monate- bis jahrelang auf adäquate Behandlung. Im schlimmsten Fall kann dies zur Suizidalität von therapiesuchenden Patienten führen. Dieser Zustand ist für uns nur schwer erträglich.“
Zur allgemeinen Versorgungssituation in Deutschland bezieht sich die Bundesregierung auf Zahlen vom GKV-Spitzenverband. Diese Zahlen sind aus Sicht des DPNW durchweg falsch. Hingegen die Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung belegen, dass die Wartezeit von einem Erstgespräch bis zu einem Therapiebeginn durchschnittlich fünf Monate beträgt.
Adler führt weiter aus: „Wenn man sich überlegt, wie viel Energie und Geld das Gesundheitsministerium in die Zwangsvernetzung im Gesundheitswesen steckt, ist es schon sehr beschämend, wie wenig in die psychotherapeutische Versorgung von Patienten investiert wird.“
Die Antwort der Bundesregierung erweckt aus DPNW-Sicht zudem den Anschein, dass die Arbeit von Psychiatern mit der Arbeit von approbierten psychologischen Psychotherapeuten gleichgesetzt werden kann. „Diese Idee mag aus wirtschaftlicher Perspektive attraktiv erscheinen, ist aber rundweg falsch. Die Antwort ist dringend überarbeitungsbedürftig,“ so der Verband.
Auch die Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche wurden nach Auffassung des DPNW in dem Papier vernachlässigt. Das DPNW plädiert für die Wiedereinführung der alten Zulassungsverfahren zum Beruf des Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten. Die neu aufgestellten Hürden würden zwangläufig zu einem Notstand in der psychischen Betreuung juveniler Patienten führen. Laut DPNW gibt es genügend verlässliche Zahlen, die verdeutlichen, dass der Bedarf an psychotherapeutischer Hilfe für Kinder und Jugendliche, aber auch für erwachsene Menschen derzeit keineswegs gedeckt ist.
Das DPNW würde sich freuen, wenn die im Koalitionsvertrag angekündigten Initiativen zeitnah in die Tat umgesetzt werden. Dieter Adler fordert: „Die langen Wartezeiten auf einen Therapieplatz müssen weg und die Zahl der Psychotherapeuten-Sitze muss erhöht werden. Die Bedarfsplanung darf keine Hinhaltetaktik sein, bei der Menschen derweil alleine im Regen stehen.“
Darüber hinaus tritt der Verband dafür ein, das Kostenerstattungsverfahren zu erleichtern, solange keine fundierte Bedarfsplanung vorhanden sei. Ebenso gelte es, dass angedachte neue Qualitätssicherungsverfahren zu verhindern, weil es völlig am Ziel vorbeigehe und nur zusätzlichen Aufwand für die Behandler bedeute.
Aus Sicht des DPNW kann eine bedarfsgerechte psychotherapeutische Versorgung gelingen, wenn die Politik – im Sinne der Betroffenen, Familien und Angehörigen – jetzt die Initiative ergreift. Dieter Adler sagt dazu: „Die Koalition lässt viele Fragen offen. Diese müssen jetzt konkret angegangen werden, damit die vollmundigen Ankündigungen nicht als Nebelkerzen verpuffen. In den letzten zehn Jahren haben sich die Krankheitstage aus mentalen Gründen verdoppelt. Es ist leicht zu erkennen, dass der Bedarf an Psychotherapie massiv zugenommen hat. Wenn wir jetzt unsere Hausaufgaben machen, müssen sich in Zukunft weniger Menschen krankschreiben lassen. Im Klartext heißt das: mehr Niederlassungen für Psychotherapeuten schaffen und bürokratische Hürden abbauen.“
Über den Verband
Das „Deutsche Psychotherapeuten Netzwerk – Kollegennetzwerk Psychotherapie“ (DPNW) wurde am 02.05.2019 in Bonn gegründet. Es hat über 2.000 Mitglieder und 12.000 Abonnenten seines Freitags-Newsletters. Damit ist der DPNW drittgrößter Berufsverband im Bereich Psychotherapie. Der Vorstand besteht aus: 1. Vorsitzender: Dipl.-Psych. Dieter Adler, 2. Vorsitzende: Dipl.-Psych. Claudia Reimer, Kassenwart: Dipl.-Psych. Robert Warzecha. Mehr unter: www.dpnw.de
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