Ein großer Teil der Toten durch Atemwegserkrankungen, die in Deutschland für zehn Prozent aller Todesfälle verantwortlich sind, geht auf das Konto von Asthma-Exazerbationen. Unter einer Asthma-Exazerbation versteht man einen besonders schweren und lange andauernden Asthma-Anfall. Die meisten dieser Fälle wären durch richtige Behandlung und eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen vermeidbar.
Hier finden Sie die wichtigsten Informationen zur Vorbeugung gegen Asthma-Exazerbationen und Maßnahmen im Notfall.
Bedeutung von Exazerbationen
Ein britischer Forschungsbericht zu Asthma-Toten zeigte, dass viele davon unter 44 Jahre alt und nicht pflegebedürftig waren. Der Bericht zeigte auch, dass die Behandlung der Exazerbation bei diesen Patienten nicht konsequent genug durchgeführt wurde.
Exazerbationen verursachen einen großen Teil der sozioökonomischen Kosten von Asthma in Deutschland. Sie beeinträchtigen auch die Lebensqualität der Patienten sehr stark, indem sie ihren Schlaf stören und ihren Arbeitsalltag unterbrechen.
Vorbeugung
Die Vorbeugung gegen Exazerbationen ist eines der Hauptziele der langfristigen Behandlung von Asthmapatienten. Sie basiert auf der Auswertung der Symptome und einer stufenweisen Anpassung der Behandlung.
Neben den richtigen Medikamenten und der Dosis hängt die Wirksamkeit einer inhalativen Behandlung auch von anderen Faktoren ab, beispielsweise der richtigen Handhabung des Inhalators, der Kontrolle von Umweltfaktoren und von erschwerenden Faktoren wie Fettleibigkeit, Erkältungen und Depressionen.
Idealerweise wird ein Asthmatiker fachübergreifend von einem Hausarzt, einem Allergologen, einem HNO-Arzt und einem Lungenfacharzt betreut.
Weil Atemwegsviren besonders oft Auslöser von Exazerbationen sind, sollten sich alle Asthmatiker gegen Grippe und COVID-19 impfen lassen.
Risikogruppen
Asthmatiker mit besonders großem Risiko für Exazerbationen sind häufiger Raucher, haben öfter chronischen Schnupfen oder die gastroösophageale Refluxkrankheit GERD und einen höheren BMI. Exazerbationen in dieser Risikogruppe sind normalerweise nicht mit Behandlungsfehlern verbunden. Oft handelt es sich um eosinophiles Asthma, das auf die üblichen Behandlungen nicht anspricht.
Wie alle Asthmatiker profitieren Menschen in diesen Risikogruppen von einer Schulung zum Selbstmanagement und einer Vorabverschreibung von Medikamenten. Dabei soll der Patient keine Selbstmedikation vornehmen, sondern es geht um das Einbinden der Patienten, damit sie zu Akteuren beim Management ihrer Krankheit werden.
Wie es zur Exazerbation kommt
Exazerbationen beginnen meistens nach der Einwirkung verschiedener Reize, etwa viraler Infektionen oder durch Allergene.
Bei einem Asthma-Anfall kommt es zu einem Krampf der glatten Muskulatur der Bronchien und zu einer erhöhten Produktion von Schleim. Die Wände der Atemwege verdicken sich durch Ödeme und Schwellungen. Klinisch lässt sich das als Asthmaschub erkennen, bei dem die Asthma-Symptome zunehmen.
Exazerbationen sind gekennzeichnet durch eine unzureichende Wirkung von kurzwirksamen Bronchodilatatoren. Sie können mehr als 48 Stunden andauern.
Die Symptome variieren von Patient zu Patient, aber Keuchen, Atemnot, Husten, Engegefühl im Thorax, nächtliche Beschwerden und eine Minderung der Lungenfunktion sind fast immer zu beobachten.
Behandlung
Die Behandlung kombiniert systematisch kurzwirksame Reliever wie Symbicort, Berodual, Onbrez oder Seebri mit Kortikosteroiden.
Asthma-Exazerbationen können durch eine Therapie mit inhalativen Kortikosteroiden nur teilweise verhindert werden. Als Hintergrundbehandlung muss dabei die Dosis immer wieder an die Symptome angepasst werden.
Die Behandlung beginnt normalerweise mit einem niedrig dosierten inhalierbaren Kortikosteroid. Es folgt die Kombination mit einem Bronchodilatator, und danach eine Erhöhung der Dosis des Kortikosteroids.
Bei sehr schwerem Asthma können Biologika eingesetzt werden.
Prognose
Wenn es zu einer Exazerbation kommt, bestimmt die Geschwindigkeit der Reaktion, besonders die Geschwindigkeit der Einnahme oraler Kortikosteroide, die Prognose. Alle Asthma-Patienten sollten in der Lage sein, sofort die richtigen Medikamente anzuwenden.
Aktionsplan
Um schnell und richtig auf eine Asthma-Exazerbation reagieren zu können, ist ein schriftlicher Asthma-Aktionsplan das wertvollste Instrument. Ein solcher Plan fasst alle notwendigen Maßnahmen verständlich zusammen. Dort steht beschrieben, welche Medikamente man einsetzen soll, wie man den Inhalator verwendet und wen man verständigen soll.
Eine Asthma-Exazerbation ist ein lebensbedrohender Notfall, bei dem man sofort einen Notarzt (Nummer 112) anrufen muss.
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