Forschungsprojekt AnoMoB von Fraunhofer IAO und Partnern erhält Millionen-Förderung von Bundesbildungsministerium.
Das gemeinsame Projekt »Anonymisierte Erfassung und Nutzung von Mobilitäts- und Bewegungsdaten« (AnoMoB) von Fraunhofer IAO, der Hochschule Esslingen und weiteren Partnern erhält eine Förderung über 2,76 Millionen Euro. Im Fokus steht die Erforschung von Anwendungsszenarien, die eine Nutzung von Daten für neue Geschäftsmodelle bei gleichzeitigem Schutz der Privatsphäre ermöglichen.
Die Verkehrs- und Mobilitätswende stellt Kommunen und Unternehmen aktuell vor große Hürden. Es werden viele Lösungsmöglichkeiten diskutiert, von alternativen Antrieben über Sharing-Konzepte bis zu intermodalen Mobilitätsangeboten. Für politische Entscheidungen und neue Geschäftsmodelle fehlen jedoch häufig Daten als Grundlage. Da Mobilitätsdaten, also jene Daten, die zeigen, wie und wo Menschen sich bewegen, sensibel und besonders schützenswert sind, stellt deren Sammlung eine Herausforderung dar.
Daten nutzen, Privatsphäre schützen
Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO entwickelt im Forschungsprojekt »Anonymisierte Erfassung und Nutzung von Mobilitäts- und Bewegungsdaten« (AnoMoB) daher gemeinsam mit den Projektpartnern Hochschule Esslingen, der cantamen GmbH, der MOTIONTAG GmbH, Stadtmobil Hannover und der Großraum-Verkehr Hannover GmbH neue Verfahren, mithilfe derer Mobilitätsdaten sicher anonymisiert werden können. Die anonymisierten Daten sollen, ohne die Privatsphäre des Einzelnen zu gefährden, als Grundlage für neue Geschäftsmodelle, aber auch für die öffentliche Nutzung eingesetzt werden können. Beispielsweise können so wichtige Erkenntnisse zum Mobilitätsverhalten gewonnen werden, die zu einer klimafreundlicheren Mobilität und Verbesserung der Verkehrsplanung führen können. AnoMoB hat nun über 2,76 Millionen Euro Förderung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF erhalten, um neue Wege zur Anonymisierung von Mobilitätsdaten zu erforschen. »In dem Forschungsprojekt möchten wir mittels einer vollständig anonymisierten Erhebung von Mobilitätsdaten die konkurrierenden Anforderungen des Datenschutzes und jene datengetriebener Geschäftsmodelle zusammenführen. Auf Basis unserer Ergebnisse können Unternehmen weitergehende Analysen anwenden und neue Erkenntnisse ableiten, ohne, dass Rückschlüsse auf einzelne Personen möglich sind. Von besonderem Interesse sind für uns hierbei die Betrachtung unterschiedlicher Anwendungsfälle und die Frage, inwieweit diese mit den entwickelten Verfahren ohne Performance-Verluste abbildbar sind« sagt Ingo Trautwein, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsbereich Smart Energy and Mobility Solutions des am Fraunhofer IAO.
Methodenkombination als Lösung?
Im Projekt sollen Methoden entwickelt werden, mit denen Mobilitätsdaten datenschutzkonform erhoben und anonymisiert werden können. So sollen mehr und bessere Mobilitätsdaten zur Verfügung stehen, um einen gezielten Erkenntnisgewinn zu erzielen. Dominik Schoop, Projektleiter und Professor für IT-Sicherheit an der Hochschule Esslingen, erklärt: »Mit unseren Ansätzen wollen wir die Interessen von Mobilitätsanbietern und Menschen, die mobil sind, in Einklang bringen. Dazu werden wir verschiedene Ansätze wie Clustering, Segmentierung, aber auch homomorphe Kryptographie und Multi-Party Computation einsetzen.«
Interdisziplinäre Expertise dank breit aufgestelltem Konsortium
Im Projekt werden mehrere Anwendungsszenarien untersucht, die im betrieblichen Alltag der Projektpartner von Bedeutung sind. Zur Entwicklung der Szenarien wird maßgeblich die Expertise des Fraunhofer IAO herangezogen. Das Projekt zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass die Erprobung in einem breit aufgestellten Konsortium erfolgt, in dem Mobilitätsanbieter aus dem Bereich öffentlicher Verkehrsmittel (Großraum-Verkehr Hannover) und des Carsharings (Carsharing-System-Anbieter cantamen und Stadtmobil Hannover) genauso vertreten sind, wie die Firma MOTIONTAG, die als Anbieter von Apps zur Erfassung und Analyse von Mobilitätsdaten viel Erfahrung in der Erfassung und im Umgang mit Daten einbringt. So entsteht eine umfangreiche Datenbasis und die entwickelten Methoden werden in realistischen Szenarien angewandt.
Großes Potenzial für Unternehmen im Bereich Sharing- und indermodaler Mobilitätsangebote
Die Möglichkeit, im Projekt neue Geschäftsmodelle auf Basis von anonymisierten Mobilitätsdaten zu entwickeln, bietet insbesondere für Unternehmen im Bereich der Sharing- und intermodalen Mobilitätsangebote großes Potenzial. »Durch die Verfügbarkeit von anonymisierten Mobilitätsdaten können wir die Nutzerfreundlichkeit erhöhen und unsere Geschäftsmodelle besser auf die Bedürfnisse und Wünsche der Nutzer abstimmen. Das führt zu höherer Verfügbarkeit von Fahrzeugen und größerer Effizienz«, so Harald Zielstorff, Geschäftsführer cantamen GmbH. Mobilitätsplaner, die in der öffentlichen Verwaltung tätig sind, können dank der anonymisierten Mobilitätsdaten bessere Entscheidungen treffen: Mobilitätsangebote können ressourcen- und umweltschonender gestaltet und die Verkehrsplanung verbessert werden. Rückschlüsse auf das Verhalten Einzelner wird durch die Anonymisierung der Daten vermieden und die Privatsphäre der Bürger bleibt geschützt. AnoMoB macht es mit dieser Vorgehensweise somit überhaupt erst möglich, umfangreich Mobilitätsdaten zu sammeln und auszuwerten.
Das Projekt wird im Rahmen des Forschungsrahmenprogramms der Bundesregierung zur IT-Sicherheit »Digital. Sicher. Souverän.« vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und hat eine Laufzeit von drei Jahren. Die Projektleitung liegt bei der Hochschule Esslingen.
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