Bundesgesundheitsminister Lauterbach bagatellisiert psychotherapeutische Mangelversorgung in Deutschland.
Zum wiederholten Mal verharmlost Karl Lauterbach fehlende Kassensitze für Psychotherapeuten in Deutschland mit fadenscheinigen Argumenten. Er sagte am 08. Februar anlässlich der Vorstellung des Abschlussberichts der Interministeriellen Arbeitsgruppe „Gesundheitliche Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche durch Corona“ (IMA), dass es nicht sinnvoll sei, zusätzliche Kassensitze für Psychotherapie zu schaffen, weil diese dann lieber „leichte Fälle über längere Zeit“ behandeln wollten. Ähnliche Ausführungen tätigte der Spahn-Nachfolger in seiner Digitalen Sprechstunde“ auf Instagram eine Woche zuvor.
Der DPNW-Vorsitzende Dieter Adler kommentiert: „Die Äußerungen von Karl Lauterbach sind eine bodenlose Frechheit. Mir ist es völlig unverständlich, wie man zu einer solch abstrusen Einschätzung kommen kann. Niemand würde auf die Idee kommen und sagen: «wenn wir mehr Ärzte haben, werden nur noch leichte Beinbrüche behandelt, die schweren Herz-Operationen schieben wir auf später oder machen wir gar nicht».
Weiter meint Adler: „Der Gesundheitsminister unterstellt uns ein Berufsethos, dass auf Bequemlichkeit ausgerichtet ist und nicht auf die Heilung der Patienten. Das ist einfach nur niederträchtig. Das ist ungerecht sowohl gegenüber den Therapeuten wie auch den Patienten. Den Therapeuten wird suggeriert: «Du machst es Dir gerne einfach». Den Patienten: «Hab Dich nicht so, so schlimm ist es doch gar nicht. Du musst noch nicht zum Therapeuten».
Beide Argumentationslinien untermauern die Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen und beschädigen den Ruf von Psychotherapeuten.
Dieter Adler sagt abschließend: „Wann versteht die Politik endlich, dass wir keine Kaffeekränzchen abhalten. Wir leisten einen essentiellen Beitrag zur Gesundheit der Menschen in Deutschland zu einem sehr geringen Kostenanteil am medizinischen Gesamtversorgungsaufwand.“
Der DPNW plädiert weiterhin auf eine Erhöhung der Kassensitze um mindestens 6.000 Sitze. Ganz gleich, ob gravierende oder leichtere psychische Erkrankungen vorliegen, aktuell herrscht Mangelverwaltung in Deutschland, so der Verband. Der DPNW erinnert an das Ziel des Koalitionsvertrages der aktuellen Bundesregierung, dass die langen Wartezeiten auf psychotherapeutische Behandlungsplatz reduziert werden sollen.
Über den Verband
Das „Deutsche Psychotherapeuten Netzwerk – Kollegennetzwerk Psychotherapie“ (DPNW) wurde am 02.05.2019 in Bonn gegründet. Es hat über 2.000 Mitglieder und 12.000 Abonnenten seines Freitags-Newsletters. Damit ist der DPNW drittgrößter Berufsverband im Bereich Psychotherapie. Der Vorstand besteht aus: 1. Vorsitzender: Dipl.-Psych. Dieter Adler, 2. Vorsitzende: Dipl.-Psych. Claudia Reimer, Kassenwart: Dipl.-Psych. Robert Warzecha. Mehr unter: www.dpnw.de
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