Großbritannien war das Gastland der Internationalen Kinder- und Jugendbuchwochen Köln 2023
2023 war Großbritannien das Gastland mit einer auffallend divers zusammengesetzten Gästerunde von Kinder- und Jugendbuch-Autor*innen und einer Illustratorin, die in Kölner Schulen und Bibliotheken auf Schülerinnen und Schüler trafen. Daraus ergab sich ein besonders interessantes Wechselspiel von Einblicken in andere Lebenswelten, Identifikationsmöglichkeiten und kultureller Bildung für alle Beteiligten. Seit 1996 finden in Köln jährlich über mehrere Wochen die Internationalen Kinder- und Jugendbuchwochen statt, die am 4. Juni in ihrer 27. Auflage beendet wurden. Lesungen in Schulen und in Bibliotheken um die Ecke sind etwas Naheliegendes. Darin können jedoch auch Gäste aus fernen Ländern für Horizonterweiterung und Identifikationsmöglichkeiten sorgen.
Im Jahr 1999 wurde in Großbritannien der Children“s Laureates ins Leben gerufen. Derzeit amtiert der zwölfte und mit 42 Jahren jüngste mit dieser Auszeichnung bedachte Botschafter für Kinder- und Jugendliteratur und Leseförderung: Joseph Coelho, vielfach preisgekrönter Dichter, Theaterautor, Kinder- und Jugendbuchautor, Bibliotheksfan. Im Mai traf er bei den Internationalen Kinder- und Jugendbuchwochen mit einem Jugend-Versroman, einem in Deutschland wenig bekannten Literaturformat, auf ältere und mit einem Bilderbuch auf jüngere Schülerinnen und Schüler. Er machte leidenschaftliche Werbung fürs Lesen, Dichten und Schreiben (auch von Notizen im Alltag) sowie für Bibliotheken und ließ das Publikum wissen, dass hauptberufliche Autoren ganz verschiedene familiäre, soziale, fachliche und Interessens-Hintergründe haben können, also alle Kinder und Jugendlichen später diesen Beruf ergreifen können, wenn sie es möchten und vielleicht schon während der Schulzeit zu schreiben anfangen.
Dieselbe Botschaft vermittelten zwei weitere Gäste: Coelhos Partnerin Manjeet Mann erzählte in den Lesungen aus ihren Jugend-Versromanen viel übers Rebellieren gegen einengende familiäre und soziale Verhältnisse, über Flucht und persönliche Kämpfe für ein besseres Leben. Die Londoner Autorin Faridah Àbíke-Íyímíde verwies beim Vorstellen ihres sozialkritischen Thrillers für junge Erwachsene unter anderem darauf, wie wichtig es für sie ist, schon seit ihrer Grundschulzeit zu schreiben – sowohl was das Einüben des Handwerkszeugs angeht als auch in Bezug auf den persönlichen Nutzen beim Verarbeiten unter anderem von Rassismus-Erfahrungen.
Jenny Valentine brachte Grundschulkindern bei der Beschäftigung mit ihrer Kinderroman-Hauptfigur Joy unter anderem nahe, wie kostbar die Kulturtechnik Briefeschreiben sein kann, wenn man Freunde in der ganzen Welt hat, die nicht alle per Telefon oder Computer erreichbar sind. Gleichzeitig führte sie den Kindern aus einer bilingual deutsch-italienisch arbeitenden Grundschule vor Augen, welche „Superkraft“ deren Vielsprachigkeit (zum Italienisch kamen teils schon Englisch-Kenntnisse und einige Familiensprachen) war: Sie selbst verstand vom deutschsprachigen Anteil der Veranstaltung kein Wort, die Kinder hingegen konnten unterschiedlich viel von ihrem Englisch verstehen und daher teils direkt reagieren.
Interkulturelle Bildung und kulturelle Bildung greifen bei diesem Veranstaltungsformat also oft ineinander. Häufig erfragen und lernen auch die Autor*innen und Illustrator*innen etwas von den Kindern und Jugendlichen oder ihren Dolmetscher*innen, den gastgebenden Lehrkräften oder Menschen in der Stadtbibliothek oder KÖB, sodass die Kombination von interkultureller und kultureller Bildung durchaus beiderseits passiert und die Gäste auch bereichernde Erfahrungen aus Köln mit nach Hause nehmen.
Im Gegensatz zu den nicht-öffentlichen Lesungen in Schulen waren bei denen in den Stadtteilbibliotheken auch Gäste auf Anmeldung willkommen. Gleiches galt für den Großteil des begleitenden Filmprogramms vom jfc medienzentrum, das Verfilmungen bekannter älterer und neuerer britischer Kinderliteratur enthielt.
Explizit an die Öffentlichkeit richtete sich die szenische Lesung aus Ben Millers „Der Junge, der die Welt verschwinden ließ“ im Comedia Theater. Ebenfalls zugänglich für alle war die Ausstellung „LoL – Laugh out Loud“, im Kulturbunker Mülheim. Diese versammelte Beispiele für kindlichen Humor von britischen und Kölner Illustratorinnen und Illustratoren.
Die Internationalen Kinder- und Jugendbuchwochen sind eine gemeinsame Veranstaltungsreihe der SK Stiftung Kultur der Sparkasse KölnBonn, des Kulturamts der Stadt Köln, der StadtBibliothek Köln, des Referats öffentliche Büchereien beim Erzbistum Köln sowie der Partner jfc medienzentrum, Comedia Köln, Kulturbunker Mülheim und Junges Literaturhaus Köln. Dieses Jahr hat das British Council die Kinder- und Jugendbuchwochen finanziell und ideell unterstützt.
Die SK Stiftung Kultur der Sparkasse KölnBonn mit Sitz im Kölner MediaPark widmet sich schwerpunktmäßig der künstlerischen Photographie, dem Tanz, Film und Theater, der Kölschen Sprache, sowie der Vermittlung von Literatur und Medienkunst an Kinder und Jugendliche. Kinder und Jugendliche ohne Druck zum Lesen zu motivieren, sie an Literatur heranzuführen und sie auch selbst zum Schreiben zu ermutigen, darum geht es bei der Literatur- und Leseförderung.
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