Mittlerweile ist die Feststellung ein Allgemeingut geworden, dass viele der heutigen Kulturmenschen unter psychischen Störungen oder Erkrankungen leiden.
Oftmals werden diese Erkrankungen durch den Begriff „Macken“ in ihrer Bedeutung verharmlost. Wie sehr diese „Macken“ tatsächlich das kulturelle Alltagsleben beeinflussen, zeigt die immer deutlicher werdende Degeneration der empathischen Sozialbeziehungen innerhalb der gegenwärtigen Kulturkrise.
Dies wird sich erst dann ändern, wenn der Mensch vor allem die narzisstische Verhaltenserkrankung und das dadurch entstehende Phänomen des sogenannten hochsensiblen Menschen als ernsthafte menschliche Verhaltenserkrankungen begreift, die wir als eine besondere Form der sadistischen oder masochistischen Erkrankung erachten können. Der narzisstische, nach einer absoluten Macht über andere Menschen strebende Mensch bedeutet für seine Beziehungspartner eine ständige latente Bedrohung. Kinder von narzisstischen Menschen haben daher in der Regel mit tiefgreifenden Existenzängsten zu kämpfen, so dass sie ihr Urvertrauen ins Leben und in sich selbst ein Stück weit einbüßen. Dadurch werden die betroffenen Kinder in der Regel zu hochsensiblen Menschen, die dadurch mit ihren Ängsten fertig zu werden versuchen, dass sie alle Angst machenden Beziehungen zu narzisstischen Menschen durch ein übernatürlich forciertes symbiotisches Verhalten entschärfen und erträglich zu machen versuchen. So bleiben sie die meiste Zeit des Tages auf das äußere Geschehen fixiert und neigen dazu, alle Gefährdungen von Außen und damit auch die Macht eines narzisstischen Menschen zu überschätzen. Die meisten davon betroffenen Kinder behalten diese Selbstorganisation ein Leben lang bei, so dass sie immer wieder mit scheinbar unlösbaren Beziehungsproblemen zu kämpfen haben.
Diese tragischen Beziehungsschwierigkeiten der meisten Menschen der heutigen Kultur werden durch die traditionelle Konstitution der Standeskultur verursacht, deren Institutionen seit jeher narzisstisch agieren und die heute ein narzisstisches menschliches Verhalten sanktionieren und „liberalisieren“ Dadurch empfinden heute viele krankhaft sich organisierende, hochsensible Menschen die Institutionen der Standeskultur als eine ständige Gefahr, was zu entsprechenden panischen oder allergischen Reaktionen auf die heutigen Kulturagenda führt. Die tiefgreifende fundamentale Angst der hochsensiblen Menschen zu kurieren erfordert daher nicht nur eine persönliche Arbeit der hochsensiblen Menschen an sich selbst, sondern auch eine Veränderung der Kulturkonstitution als solcher. Erst muss die begründete Empfindung einer ständigen Bedrohung durch einen liberalisierten Narzissmus innerhalb der Kultur aufhören, damit sich die bodenlose und damit übernatürliche Angst der hochsensiblen Menschen auflösen lässt.
Narzisstische Eltern bedeuten für ihre Kinder einen eklatanten, unverdaulichen Widerspruch, da sie Lebensspender und Lebensbedroher zugleich sind. Diesen fundamentalen Widerspruch kann ein Kind nicht aushalten. Daher suchen die betroffenen Kinder oft ihr Leben lang nach einer biologischen Erklärung für diesen Widerspruch und werden zu hochsensiblen, überempathischen und einseitig hochintelligenten Menschen, die ihre Beziehungen zu Narzissten ein Stück weit regulieren können. Früher oder später scheitert dieses Überlebensrezept jedoch an der einfachen Tatsache, dass es sich bei einem narzisstischen menschlichen Verhalten nicht um ein natürliches, gesundes Verhalten, sondern um ein krankhaftes widernatürliches Verhalten handelt. Durch ihr relativ blindes Streben nach einer letztlich unmöglichen symbiotischen und friedlichen Beziehung zu einem Narzissten werden sie zu einem tragischen Energiespender für narzisstische Menschen und für die narzisstischen Kulturinstitutionen der heutigen Standeskultur.
Bereits die frühen Religionsstifter haben eine solche narzisstische Beziehungsfalle durch unerträgliche ideologische und religiöse Vorstellungen von einem tyrannischen Götterhimmel institutionalisiert und damit erstmals eine „normale“ übernatürliche Furcht und ein krankhaftes Schuldgefühl im „einfachen“ Menschen erzeugt. An diesem narzisstischen Konzept der Standeskultur hat sich bis heute nichts geändert, da der Mensch die widernatürlichen Narrative der frühen Hochkulturen die letzten 5000 Jahre beibehalten hat. Dadurch ist im 17. Jahrhundert auf der Grundlage der traditionellen Kulturkonstitution ein narzisstischer Staatsapparat entstanden, der bis heute durch sein diktatorisches Gewaltmonopol auf eine obligatorische Weise psychisch gestörte Bürger erzeugt. Durch einen absolutistischen Staatsapparat, der eine kulturelle Standeseinteilung in einer unbedingten Weise aufrecht erhält, kann der Mensch seine natürlichen Fähigkeiten für eine besondere Freiheit und für eine besondere soziale Selbstorganisation nicht mehr verwirklichen. Die fortschrittliche Intensivierung und Zentralisierung der narzisstischen Staatsmacht bringt daher heute nicht nur die Natur der Erde, sondern auch die menschliche Natur langsam aber sicher an ihre Grenzen.
Von dieser kulturellen Krisenentwicklung sind heute alle Menschen auf der Welt gleichermaßen betroffen, da sich der narzisstische Einfluss der wenigen globalen „Herrenmenschen“ durch die modernen Medien potenziert und auf die ganze Welt ausgedehnt hat. Dadurch ist ein besonderer Teufelskreis einer zunehmend sich zentralisierenden totalitären Machtkonstellation in allen Kulturen entstanden, der für den Menschen zwangsläufig eine ganzheitliche Selbstvergiftung mit sich bringt. Der „positivistische“ Mensch, der sich heute für diese Entwicklung professionell blind stellt, begreift bis zur Stunde nicht, dass er dadurch nicht nur die natürlichen Systeme der Erde, sondern auch die kulturellen Systeme auf eine indirekte Weise an ihre Belastungsgrenzen bringt. Schreitet diese gegenwärtige Entwicklung weiter voran, dann kippen auch die Kultursysteme ab einem bestimmten Punkt der Überlastung und ziehen ein apokalyptisches Organisationschaos nach sich.
Der Mensch muss daher begreifen lernen, dass nicht etwa Gott ein narzisstischer Diktator und Tyrann ist, der in einer willkürlichen Weise das Leben der Menschen belohnt oder bestraft, sondern der narzisstische Religions- und Kulturstifter bzw. der sich bis heute selbst inthronisierende und ideologisch immunisierende narzisstische Herrenmensch. Indem der Herrenmensch nach wie vor seine Herrschaft durch eine widernatürliche Kulturkonstitution willkürlich aufrecht erhält, bezahlen die meisten Menschen diese absolutistische Herrschaft durch eine lebenslange bodenlose Verängstigung und Verunsicherung, die nicht nur zu schwerwiegenden Verhaltensstörungen, sondern auch zu einer kopflosen Flucht in die Ungreifbarkeit und damit in eine passive Unverantwortlichkeit und in eine nihilistische Selbstlosigkeit führt. Auf diese Weise versäumt der Mensch sein natürliches Lebensgeschenk durch eine krankhafte, widernatürliche Kulturexistenz. Die Folge sind „ganz normale“ verkrüppelte Sozialbeziehungen, da sich kein Mensch mehr wirklich auf den anderen verlassen kann, wenn es darauf ankommt und der Herrenmensch z. B. einen narzisstischen Druck auf die Gesellschaft ausübt. Das daraus resultierende ungehinderte „fortschrittliche“ Machtstreben des Herrenmenschen ist das eigentliche Problem des heutigen Kulturmenschen, der auf eine tragische Weise im Begriff ist, seine Natur durch überhand nehmende Ängste und durch eine Flucht in eine bodenlose Willkür und Gleichgültigkeit vollständig zu verderben.
Der Mensch wird seine Gesellschaften und einen großen Teil der Natur der Erde in den nächsten 10 bis 20 Jahren zerstören, wenn er den heutigen „liberalisierten“ Narzissmus nicht unwirksam macht und weiterhin bodenlose psychische Störungen des Menschen am laufenden Band produziert. Der Mensch hat nur dann eine Chance weiter zu bestehen, wenn er seine besondere soziale Natur auf eine angemessene Weise respektiert und der absolutistischen Konstitution der traditionellen Standeskultur eine bio-logische Absage erteilt. Nur wenn der Mensch sein traditionelles sadistisches Streben nach einer absolutistischen Macht über andere Menschen und sein masochistisches Streben nach einer absolutistischen Macht über sich selbst wieder durch ein gesundes empathisches und sozial-symbiotisches Verhalten ersetzt, kann er sich auch innerhalb einer komplexen Kultur auf eine biologisch zurechnungsfähige Weise organisieren.
Viele Menschen sind sich heute nicht in einer hinreichenden Weise der Tatsache bewusst, dass es jeweils die Exekutive bzw. das Heer der Beamten ist, das das Alltagsgeschehen bestimmt und organisiert. Die Beamten werden jedoch nicht gewählt und können daher in einer ungeprüften Weise eine übernatürliche absolutistische bzw. eine sadistische oder narzisstische Macht über den einfachen Bürger erreichen, die mitunter zu den schlimmsten Erfahrungen führt, die ein Mensch überhaupt machen kann. Wir sprechen hier nicht nur von vergangenen Nazi-Gräueln, sondern von den grundsätzlichen Erfahrungen einer bodenlosen politischen Ohnmacht, die Franz Kafka in seinen Büchern gut beschrieben hat. Da der heutige Mensch keinerlei Einfluss auf das Verhalten der Beamten ausüben kann, bleibt er notwendig den Beamten grundsätzlich auf eine einseitige Weise ausgeliefert.
Außer den politischen Wahlen eines Bundestages ist es daher notwendig, dass der Bürger für die Regulierung der Exekutive eine demokratische Einflussnahme durchsetzt. Eine solche Organisation stärkt die Psyche des „einfachen“ Menschen notwendig enorm und führt notwendig zu einer zügigen Abnahme von nervösen Störungen und übernatürlichen Ängsten. Diese Besserung kann der Mensch dadurch erreichen, dass sich die Organisation der Exekutive nach den wissenschaftlichen Feststellungen der modernen Systemforschung ausrichtet, so dass die Exekutive nicht länger hierarchisch, sondern heterarchisch organisiert wird. Für die Kulturorganisation würde dies bedeuten, dass die jeweiligen Bürger eines Dorfes oder einer Stadt ihre Beamten mit Hilfe des Internets direkt wählen. Dadurch entsteht eine natürliche politische Legitimationslinie von unten nach oben. Damit diese Legitimation im Alltag greifen kann, würde die örtliche Beamtenschaft ihren Organisationsbereich relativ autark regulieren und auf eine kreative Weise die besonderen Bedürfnisse der eigenen Bürgerschaft berücksichtigen. Nur auf diese Weise kann der Bürger durch eine natürliche Beziehung auf Gegenseitigkeit mit den Beamten einen spürbaren Einfluss auf seine gemeinschaftliche Selbstverwaltung nehmen.
Innerhalb einer natürlichen Selbstorganisation regulieren sich alle Organisationsebenen eines Systems auf eine relativ autarke Weise und können dadurch Überflüssiges und Abfall genauso selbständig entsorgen, wie sie sinnvolle Organisationsmaßnahmen einsetzen und verwirklichen können. Damit sich eine solche Organisation durch eine Legitimation von unten auf die gesamte Kulturorganisation übertragen kann, wählen die Verwaltungsbeamten der Dörfer und Städte unter sich die Kreisbeamten, die Kreisbeamten unter sich die Landesbeamten und die Landesbeamten unter sich die Bundesbeamten. Innerhalb der dadurch entstehenden nahtlosen Legitimationslinie von unten nach oben bleibt die jeweils untere Organisationsebene maßgeblich für die Selbstorganisation der verschiedenen Ebenen. Dadurch wird der Beamte naturgemäß zu einem Volksdiener und nicht länger zu einem Staatsdiener eines grundsätzlich fragwürdigen, zur Tyrannei neigenden Staatsapparates. Sobald der Beamte zu einem Volksdiener wird, lässt sich innerhalb einer Gesellschaft eine diktatorische Kulturentwicklung weitestgehend ausschließen. Jeder, der diese Bio-Logie nachvollziehen kann, kann auch begreifen, was die strukturelle Gewalt im heutigen Alltag tatsächlich bedeutet und welch eine psychische Erleichterung für alle Menschen eine Demokratie von unten mit sich bringt.
Eine natürliche heterarchische Organisation setzt ein ungeschriebenes Gesetz in Form eines Tabus für jedwedes sadistische und masochistische Denken, Fühlen und Verhalten des Menschen voraus. Wir wissen durch die Experimente von Stanley Milgram und anderen Wissenschaftlern der 60er Jahre, dass mehr als 65 % der modernen Kulturmenschen eine absolutistische Hörigkeit gegenüber den Kulturautoritäten ausbilden. Dies hat zur Folge, dass die meisten heutigen Kulturmenschen aus einer krankhaften psychischen Verfassung heraus nach einer kulturellen Diktatur bzw. nach einer Scheindemokratie verlangen. Dadurch blockieren die davon betroffenen Menschen zwangsläufig eine natürliche Selbstorganisation durch eine biologische Demokratie von unten.
Sobald der Mensch daher alle narzisstischen Agitationen in der Kultur und die Folgen daraus ernst nimmt, ein ungeschriebenes Gesetz in Form eines Tabus für jedwedes sadistische und masochistische Verhalten generiert und eine Demokratie „von unten“ in die Umsetzung bringt, kann er nicht nur die gegenwärtige Kulturkrise überwinden, sondern auch die Grundpfeiler für eine nachhaltige biologische Gesellschaftsorganisation setzen. Der Einzelne kann dazu heute seinen Beitrag leisten, indem er nicht länger an irgendwelche narzisstischen Lügenmärchen über Gott und die Welt glaubt, sich aktiv von seinen Ängsten und Verunsicherungen befreit und sein „Schicksal“ selbst in die Hand nimmt.
Eine weiterführende Beschäftigung mit dieser Thematik ermöglichen die Bücher: Die Befreiung von der Standeskultur – durch den natürlichen dritten Weg“ und „Gott ist nicht tot! Gott ist ein Narzisst!“. Ein Inhaltsverzeichnis und einen Leseauszug finden Sie jeweils auf den Internetseiten: http://www.die-befreiung-von-der-standeskultur.de/und http://www.gott-ist-nicht-tot-gott-ist-ein-narzisst.de/
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Wolfgang Hauke
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