In der Studie „Investigating functional brain connectivity patterns associated with two hypnotic states“ wurden erstmals zwei unterschiedliche Hypnosezustände sichtbar gemacht.
OMNI Hypnosis International / Hypnose.NET GmbH hat 2018 das Projekt HypnoScience® lanciert, welches darauf abzielt, die Hypnose in der Gesellschaft und in der Medizin besser zu verankern. In einem Kooperationsprojekt mit der Universität Zürich wurde unter anderem das Forschungsprojekt „multimodal investigation of distinct hypnotic states“ gestartet. Das nun veröffentlichte fMRI (Funktionelle Magnetresonanztomographie) Paper zur ersten von drei Studien „Investigating functional brain connectivity patterns associated with two hypnotic states“ liefert robuste und erstaunliche Ergebnisse wie das Gehirn mit Hypnose „umgeht“.
Zwei unterschiedliche Hypnosezustände sichtbar gemacht
Die Studie, durchgeführt mit 50 gesunden und hypnoseerprobten Probanden, demonstriert, dass Hypnose zu spezifischen Veränderungen in der funktionalen Konnektivität des Gehirns führt. Die Ergebnisse zeigen, dass Hypnose im Hirn nicht nur sichtbar und messbar ist, sondern deuten auch darauf hin, dass mindestens zwei unterschiedliche Hypnose-Zustände existieren (Somnambulismus1 und Esdaile-Zustand2). Dies wird in der Wissenschaft kontrovers diskutiert und somit erweitern die Resultate unser Verständnis von Hypnose erheblich. Zudem besteht generell wenig Konsens über die neuronalen Mechanismen der Hypnose – auch hier leistet die Studie einen wertvollen Beitrag und trägt zu der Diskussion bei, welche Hirnareale beteiligt sein könnten, wenn eine Person hypnotisiert ist.
Standardisierte Hypnoseinduktionen
Zur Messung der beiden Zustände wurden die OMNI-Hypnoseinduktionen, die auf den Hypnoseeinleitungen von Dave Elman & Gerald Kein basieren, verwendet. Unsere Methoden sind exakt standardisiert und von jedermann reproduzierbar. Alle Probanden wurden mit den exakt gleichen Worten hypnotisiert. Die exakte Standardisierung erlaubte es den Forschern überdies neben den zwei Hypnosezuständen unter Verwendung eines standardisierten Kontrolltextes auch entsprechende Kontroll-Zustände zu messen und diese miteinander zu vergleichen. Dies unterstreicht die Bedeutung standardisierter Verfahren in der wissenschaftlichen Erforschung von Hypnose.
Ähnlichkeiten zu Propofol und LSD
Interessanterweise zeigten die Probanden im Somnambulismus (1) in einigen Gehirnarealen ähnliche Muster wie Personen, bei denen mittels Propofol eine Narkose eingeleitet wird. In Hypnose ist man jedoch jederzeit bei vollem Bewusstsein, die Zustände sind somit nicht vergleichbar. Propofol wird eine entspannende und euphorisierende Wirkung zugeschrieben, eine Wahrnehmung, die man in Hypnose ebenfalls oft erlebt.
Im Esdaile-Zustand (2) berichteten die Probanden oft über veränderte Körperwahrnehmung oder über eine komplette „Entkoppelung“ vom Körper. Offenbar gehen diese Wahrnehmungen mit modifizierten Kopplungsmechanismen der kortikalen somatosensorischen Integrationssystemen im Hirn einher, wie man sie häufig bei durch LSD (und anderen Drogen) induzierten Bewusstseinszuständen vorfindet. Die Autoren weisen darauf hin, dass weitere Untersuchungen nötig sind, um diese Hypothese zu festigen.
1) Somnambulismus: Ein tiefer Zustand der Hypnose, welcher Voraussetzung für moderne und aufdeckende Hypnosetherapie (Regression to Cause) ist, sowie schmerzreduziertes Empfinden (Hypnoanalgesie) ermöglicht, wie z. Bsp. bei Zahnbehandlungen oder Geburten.
2) Esdaile Zustand: Ein extrem tiefer Zustand der Hypnose in dem sich eine mentale Euphorie erleben lässt und sich, nebst einigen noch unerforschten und hoch spannenden Effekten, nach unseren Erfahrungen automatisch eine komplette Schmerzfreiheit (Hypnoanästhesie) einstellt. Der Esdaile-Zustand kann bei der Behandlung von Burnout-Klienten, im Schmerzmanagement und zur Tiefenerholung eingesetzt werden. Zudem sind grosse operative Eingriffe ohne den Einsatz von Schmerzmedikation oder Narkose möglich.
Die Studie wurde bei Frontiers publiziert. Im Jahr 2022 war Frontiers der drittmeistzitierte Verlag mit durchschnittlich 5 Zitierungen für kürzlich bei Frontiers veröffentlichten Artikeln.
Link zum Download der Studie: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fnhum.2023.1286336/full
Weitere Publikationen in Vorbereitung
Die Forschungsarbeit ist mit der vorliegenden Publikation noch nicht beendet. Die EEG-Studie wurde bei CORTEX eingereicht und ist als Preprint einsehbar (https://osf.io/preprints/psyarxiv/74sq3).
Die MRS-Studie (Magnetresonanzspektroskopie), basierend auf den Ergebnissen aus der fMRI-Studie, ist bereits fertig ausgewertet, das Manuskript dazu wird in Kürze vorliegen.
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