Dr. Bettina Löhberg und Nicole Plinz aus dem Zentrum für Seelische Gesundheit des Asklepios Klinikums Harburg über entspannte Ferien
Für viele Menschen ist es die schönste Zeit des Jahres: der Sommerurlaub. Mehr als drei Viertel der Deutschen verreisen mindestens einmal im Jahr für mehr als eine Woche – Juli und August sind mit Abstand die beliebtesten Reisemonate. Ob Strand oder Berge, nah oder fern: Bei aller Vorfreude auf die Auszeit wächst während der Vorbereitung bei vielen auch das Stresslevel. Expertinnen des renommierten Zentrums für seelische Gesundheit des Asklepios Klinikums Harburg geben Tipps, wie man entspannt in und aus dem Urlaub kommt.
Ende Juni starten in den ersten Bundesländern die Sommerferien – vieler Orts werden Koffer und Taschen gepackt, Reisepässe gesucht und der Transport zum Flughafen bestellt. Urlaub ist für die allermeisten ein Synonym für Erholung. Warum jedoch ist die Zeit rund um den Urlaub so oft mit Anspannung verbunden? Die Zeit vor dem Urlaub ist arbeitsintensiv: Der Schreibtisch soll abgearbeitet, die Wohnung geputzt, die Wäsche gewaschen sein. Nicole Plinz, Therapeutische Leitung im Zentrum für Stressmedizin kennt das Paradoxon. „Man will entspannen und zeitgleich alles optimal für den Urlaub vorbereiten. Im und nach dem Urlaub soll alles besser werden. Eine gute Organisation kann helfen, etwa der großzügige Umgang mit den Wünschen anderer. Oder auch: Einen Puffer einbauen zwischen letztem Arbeits- und erstem Urlaubstag, letztem Urlaubs- und erstem Arbeitstag“, so die Expertin.
Erwartungen runterfahren, Entschleunigung hochfahren
Medien und Gesellschaft erzeugen Verheißungen: Wie der perfekte Urlaub zu sein hat, wie glücklich und aufregend er werden muss. „Urlaubmachen ist nicht einfach! Die freie Zeit wird meist mit sehr hohen Erwartungen aufgeladen: Es soll harmonisch werden, spannend, erholsam – all diese Ansprüche machen Stress“, erklärt Dr. Bettina Löhberg, Oberärztin im Zentrum für Stressmedizin in Hamburg. Dass im und mit dem Urlaub alles anders werden soll als im Alltag, das beobachtet sie auch bei ihren Patient:innen. „Wenn der Urlaub als die eigentliche Lebenszeit gilt, dann ist das ein Problem. Denn Leben und Urlaub sind eins: Der Urlaub sollte im alltäglichen Leben stattfinden und das Leben im nicht alltäglichen Urlaub“, so die Psychiaterin. Viele Menschen wünschten sich das einfache Abschalten von jetzt auf gleich, weiß Therapeutin Nicole Plinz. „Man kann nicht auf Knopfdruck runterfahren im Sinne von: Jetzt bin ich da, jetzt fängt der Urlaub an, ab sofort bin ich entspannt! Entschleunigung kann man nicht beschleunigen – es ist ein Prozess. Wenn man das akzeptiert, dann kommt auch die Erholung“, so Plinz.
Die drei Top-Tipps der Expertinnen für einen erholsamen Urlaub:
1) Urlaubsziele überprüfen. Da fährt man dann nach Thailand, obwohl man eigentlich nach Amrum will – und kommt gestresst und unglücklich zurück. Fragen Sie sich: Will ich ein Bild erfüllen oder meine Wünsche?
2) „Urlaub“ kommt von „Erlaubnis“: Erlauben Sie sich einmal am Tag, unproduktiv zu sein. Einfach nichts oder ziellos irgendwas tun. Der moderne Begriff dazu lautet „Me-Time“. Darin steckt aber schon wieder, dass die Zeit einen Sinn haben muss. Was wir meinen ist: planloser Müßiggang – am besten jeden Tag für ein paar Minuten.
3) Das Gehirn überlisten: Da mehrere seiner Bereiche nicht in der Lage sind, zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden, können Sie sich Sehnsuchtsorte auch einfach nur vorstellen. Das Gehirn denkt dann, es sei vor Ort. So können Sie sich jederzeit an einen Urlaubsort beamen.
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