(Mynewsdesk) Jakarta – Durchbruch im Kampf gegen die Kinderehe in Indonesien: Nach Angaben der SOS-Kinderdörfer hat das indonesische Parlament jetzt beschlossen, das Mindestalter für Mädchen bei Eheschließung auf 19 Jahre zu erhöhen. Bislang galt das Ehegesetz von 1974, nach dem Jungen mit 19 heiraten durften, Mädchen aber bereits mit 16. „Dadurch waren viele Mädchen schutzlos der frühzeitigen Verheiratung ausgeliefert. Wir sind sehr froh über diese wichtige Änderung, für die wir uns seit langem politisch wie gesellschaftlich eingesetzt haben“, sagt Gregor Nitihardjo, Leiter der SOS-Kinderdörfer in Indonesien. Die Gesetzesänderung soll bereits im Oktober erfolgen.
Laut Angaben der Organisation wird in Indonesien im Durchschnitt eines von vier Mädchen minderjährig verheiratet – viele sogar unter 16. Pro Jahr seien das offiziellen Angaben zufolge etwa 340.000 Mädchen. „Zumeist verlassen die Mädchen dann die Schule, verlieren jeglichen Einfluss auf ihr Leben und bleiben im Kreislauf der Armut gefangen“, erklärt Nitihardjo.
Durch das neue Gesetz sei die Gefahr für Mädchen allerdings nicht gebannt. „Entscheidend ist, dass die neue Regelung auch wirklich in die Praxis umgesetzt und weiter Aufklärungsarbeit geleistet wird.“ Denn besonders in armen Familien und Gemeinden werde die Kinderehe häufig als geeignetes Mittel angesehen, um die wirtschaftliche Situation zu verbessern – auch, wenn sie oft ein Martyrium für die Mädchen bedeute.
Die SOS-Kinderdörfer setzen sich seit vielen Jahren in Indonesien und anderen Ländern gegen die Kinderehe ein. Unter anderem fördert die SOS-Familienhilfe in Indonesien die Schul- und Ausbildung von 1000 Mädchen, leistet Aufklärungsarbeit in Bezug auf Schwangerschaftsverhütung und unterstützt Familien dabei, Alternativen zur Kinderehe zu finden. Mit mehreren Petitionen ist die Organisation auch politisch gegen die Kinderehe in Indonesien aktiv geworden.
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Die SOS-Kinderdörfer sind eine unabhängige soziale Organisation, die 1949 von Hermann Gmeiner ins Leben gerufen wurde. Seine Idee: Jedes verlassene, Not leidende Kind sollte wieder eine Mutter, Geschwister, ein Haus und ein Dorf haben, in dem es wie andere Kinder in Geborgenheit heranwachsen kann. Aus diesen vier Prinzipien ist eine global agierende Organisation entstanden, die sich hauptsächlich aus privaten Spenden finanziert. Sie ist heute mit mehr als 575 Kinderdörfern und rund 2.000 weiteren SOS-Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Jugendeinrichtungen, Ausbildungs- und Sozialzentren, Krankenstationen, Nothilfeprojekte und der SOS-Familienhilfe in 135 Ländern aktiv. Weltweit unterstützen die SOS-Kinderdörfer etwa 1,5 Millionen Kinder und deren Angehörige.
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