Wie lässt sich eine fundierte Wahlentscheidung treffen? Entscheidungsexpertin Dr. Johanna Dahm gibt konkrete Tipps.
Bonn, 29. Juni 2021 – Drei Monate vor der Bundestagswahl sind die Ergebnisse der Wahlumfragen naturgemäß noch volatil. Laut der Forschungsgruppe Wahlen sind noch 17 Prozent der Wahlberechtigten unschlüssig, wo sie ihr Kreuz machen. 5 Prozent geben bereits an, dass sie nicht wählen werden.
Dr. Johanna Dahm, Entscheidungsexpertin aus Bonn, kennt sich aus mit Entscheidungsfindung und Entscheidungsprozessen. Sie erlebt in ihrer Arbeit, dass es vielen Menschen immer schwerer fällt, Entscheidungen zu treffen – von kleinen bis zu großen, im privaten wie im beruflichen Umfeld. „Gerade die Corona-Zeit mit dem langen und lähmenden Lockdown auf der einen Seite und der großen Unsicherheit in Bezug auf Gesundheit und die berufliche Zukunft auf der anderen Seite hat die Entscheidungskompetenz vieler Menschen nachhaltig beeinträchtigt“, beobachtet die Expertin, die seit über 20 Jahren mit einer eigenen Beratungsgesellschaft Unternehmen und Einzelpersonen hinsichtlich ihrer Entscheidungskompetenz berät.
„Der Prozess der Meinungsbildung bei einer Wahl ist nicht ganz einfach. Gerade hat Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble seine Befürchtung geäußert, dass der Wahlkampf druch Meinungsmache aus dem Ausland mit sogenannten Fake News beeinflusst werden soll“, sagt Johanna Dahm. „Deshalb ist es umso wichtiger, sich möglichst ein direktes Bild beispielsweise durch Lektüre der Wahlprogramme zu machen“, rät die Expertin.
Wie lässt sich eine fundierte Entscheidung treffen?
Die Entscheidungsexpertin hat konkrete Tipps entwickelt, die Menschen bei der Entscheidungsfindung helfen sollen. Damit aus Unentschlossenen keine Nichtwähler werden.
Tipp 1: Die eigenen Prioritäten gewichten: Eine stabile Wirtschaft, Digitalisierung, Klima- und Umweltschutz, Sicherheit, Datenschutz, Vielfalt, Gestaltung in der Außenpolitik, soziale Gerechtigkeit, Arbeitsschutz – bei einer Wahl stehen viele Werte im Raum, die den meisten Menschen wichtig sind. Und viele dieser Werte finden sich auch in den Wahlprogrammen der unterschiedlichen Parteien. „Hier hilft eine Gewichtung der eigenen Prioritäten“, sagt Johanna Dahm. „Welche Werte sind mir besonders wichtig? Wo sehe ich besonders hohen Nachholbedarf in Deutschland? Die Beantwortung dieser Frage hilft dabei, sich für eine Partei zu entscheiden, die diese Werte in den Mittelpunkt ihrer Vorhaben stellen.“
Tipp 2: Koalitions-Konstellationen berücksichtigen: Nach heutigen Prognosen wird die neue Regierung wieder aus einer Koalition bestehen. Auch das sollte bei der Entscheidung berücksichtigt werden, empfiehlt Johanna Dahm. „Welche Kompetenzen ergänzen sich am besten? Welche Konstellationen sind realistisch, und welche Teams könnten gut funktionieren?“
Tipp 3: Die Wahlprogramme im Überblick lesen: Um sich ein wirklich fundiertes Bild über die Pläne der jeweiligen Parteien zu verschaffen, hilft ein Blick in die Wahlprogramme. Diese kann man sich beispielsweise hier anschauen: https://www.bundestagswahl-2021.de/wahlprogramme/. „Viele Menschen werden aber nicht die Zeit für die vollständige Lektüre finden“, sagt Johanna Dahm. „Viele Medien geben gute Zusammenfassungen – aber natürlich hat auch jedes Medium eine Haltung, die Darstellung ist also nie vollkommen neutral. Idealerweise zieht man ein möglichst pluralistisches Medienangebot zu Rate, um sich ein eigenes Urteil zu bilden.“
Tipp 4: Mut zur Lücke bei der Informationsbeschaffung: „Häufig vertagen wir Entscheidungen, weil wir den Eindruck haben, noch nicht alle relevanten Fakten zu kennen – das gilt für alle möglichen Entscheidungen, zum Beispiel für eine Universität, ein Urlaubshotel oder die Wahl eines Coaches“, sagt Johanna Dahm. Gerade bei einem komplexen gesellschaftlichen Ereignis wie einer Wahl ist es aber völlig unmöglich, alle Fakten und Hintergründe zu kennen. Also: „Einen guten Überblick verschaffen, und dann entscheiden!“, rät Johanna Dahm.
Tipp 5: Kritisch gegenüber Wahlversprechen bleiben: „Deutschland agiert bei den großen anstehenden Themen wie Umweltschutz oder Digitalisierung immer im Verbund mit den europäischen und globalen Partnern“, sagt Johanna Dahm. „Also sollte man hinterfragen, welche Versprechen tatsächlich umsetzbar und welche rein wahltaktisch sind.“
Tipp 6: Die Entscheidung nicht zerreden lassen: „Sich mit zu vielen Leuten zu beraten bringt eine Vielzahl von Meinungen, die die Person, die eine Entscheidung treffen möchte, vollständig lähmen kann. Sie bekommt den Eindruck, mit jeder Option etwas falsch machen zu können“, sagt die studierte Wirtschafts- und Kommunikationswissenschaftlerin.
„Die einzige falsche Entscheidung, die bei einer Wahl getroffen werden kann, ist die, nicht zu entscheiden – also nicht wählen zu gehen“, ist Johanna Dahm überzeugt. „In den nächsten Jahren müssen die Weichen gestellt werden für Innovationen, Klimaschutz, internationale Wettbewerbsfähigkeit und strategische Partnerschaften unseres Landes, um Bildung und Wohlstand jedes einzelnen und der zukünftigen Generationen zu sichern. Es lohnt sich also, zur Wahl zu gehen!“
Über Dr. Johanna Dahm
Johanna Dahm berät und begleitet als Entscheidungs-Expertin Unternehmen und Individuen durch Krisen und Wandel. Zudem ist sie als Autorin, Rednerin und Investorin tätig. Seit über 20 Jahren forscht Johanna Dahm im Bereich Kompetenz- und Entscheidungsmanagement, um Effizienz und Leistung in Organisationen sicher zu stellen und Menschen in ihren persönlichen Erfolgsfaktoren zu unterstützen. Zu ihren Kunden gehören Unternehmen der Gesundheits-, Telekommunikations- und IT-Branche sowie Start-ups und Mittelständler.
Gerade ist ihr neues Buch „Die Entscheidungs-Matrix“ im Springer Verlag erschienen, mit dem sie Individuen und Unternehmen helfen möchte, Entscheidungswege zu verkürzen und Entscheidungen zu vereinfachen: https://www.springer.com/de/book/9783662623749.
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